Die Plazenta ist wichtig für den Austausch von Nährstoffen, Sauerstoff und Exkretionsprodukten zwischen Mutter und wachsendem Fötus. Die Nabelschnur wächst aus diesem Organ und enthält Blutgefäße, zwei Nabelarterien und eine Nabelvene, die den Blutaustausch zwischen der Schwangeren und dem sich entwickelnden Baby zu erleichtern.
Was versteht man unter Placenta accreta?
Die Plazenta haftet mittels Chorionzotten an der Gebärmutterwand. Eine ernste Schwangerschaftskomplikation, die sog. Placenta accreta, liegt vor, wenn eine abnormale Anhaftung dieser Chorionzotten an der Gebärmutterwand vorliegt. Diese Komplikation tritt auf, da die Chorionzotten abnormal an das Myometrium anstatt an die Decidua basalis (Teil der Gebärmutterschleimhaut, der direkt unter dem zottentragenden Teil der Fruchthülle liegt) der Uteruswand anhaften. Mit anderen Worten: Eine Placenta accreta liegt vor, wenn die Plazenta zu tief in der Gebärmutterwand ansetzt, aber nicht in den Uterusmuskel eindringt. Die Ursache dieser abnormalen Anhaftung ist unbekannt. In schweren Fällen können die Chorionzotten alle Schichten des Uterus durchdringen und sich sogar an nahegelegenen Organen wie Blase und Darm anhaften.
Risiken für eine Placenta accreta
Obwohl keine sicheren Ursachen für eine Placenta accreta bekannt sind, wird diese Störung oft mit Frauen in Verbindung gebracht, die bereits zuvor per Kaiserschnitt entbunden haben. Häufig tritt sie genau an jenen Stellen auf, wo eine Narbe von vorherigen Eingriffen vorhanden ist, etwa einem Kaiserschnitt oder einer Myom-Entfernung. Weitere Faktoren, die das Risiko erhöhen können, sind Nikotinkonsum und Schwangerschaften im fortgeschrittenen Alter. Eine Placenta accreta tritt bei etwa einer von 2.500 Schwangerschaften mit steigender Häufigkeit auf. Zurückzuführen ist dies auf die stetige Zunahme an Kaiserschnitt-Entbindungen.
Das Risiko einer Placenta accreta steigt außerdem mit der Anzahl früherer Kaiserschnitt-Geburten. Die Inzidenz ist auch bei Frauen erhöht, die eine In-vitro-Fertilisation, Eileiterschwangerschaft, Dilatation, Kürettage oder Gebärmutteroperationen hinter sich haben. Darüber hinaus ist das Risiko bei Frauen über 35 Jahren erhöht.
Klinische Symptome
Die Placenta accreta verläuft typischerweise asymptomatisch und wird während routinemäßiger Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft entdeckt. Glücklicherweise verursacht diese Störung während der Schwangerschaft meist keine Blutungen, Schmerzen oder Schäden des Fötus. Wenn sie jedoch nicht vor der Geburt erkannt wird, können starke und lebensbedrohliche Blutungen auftreten, wenn die Plazenta nach der Entbindung manuell von der Gebärmutter gelöst werden muss. In Konsequenz wird schwangeren Frauen mit dieser Diagnose fast immer ein Kaiserschnitt empfohlen. Dies ermöglicht eine partielle oder vollständige Hysterektomie, d.h. eine chirurgische Entfernung des Uterus, sollte die Blutung anders nicht unter Kontrolle gebracht werden können.
Eine vollständige Hysterektomie ist sehr effektiv bei der Behandlung oder Minimierung von Blutungen, aber nicht immer notwendig. Generell können schwere Fälle von Placenta accreta mithilfe einer Hysterektomie in den Griff bekommen werden, bei leichten Formen ist dies nicht immer erforderlich.
Diagnose durch bildgebende Verfahren
Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt hinter sich haben, werden per Ultraschall auf abnormale Verwachsungen der Plazenta und Gebärmuttermuskulatur untersucht. Bei Frauen ohne Risikofaktoren hingegen handelt es sich häufig um einen Zufallsbefund. Die Diagnose wird in der Regel im ersten Trimester gestellt. Transvaginale oder transabdominale Ultraschall- und MRT-Techniken sowie eine farbkodierte Doppler-Sonografie sind hilfreich, um eine abnormale Anhaftung zu erkennen.
Behandlung vor der Geburt
Schwangere Frauen, bei denen die Diagnose Placenta accreta gestellt wurde, erhalten medizinische Vorsorgemaßnahmen, die Mutter und Kind schützen sollen. Geschlechtsverkehr, Beckenuntersuchung und intensive körperliche Aktivität werden oft empfohlen, um das Risiko einer Plazentalösung zu vermeiden. Sollte es zu vaginalen Blutungen kommen, wird ab dem dritten Trimester zu Bettruhe geraten. Zusätzlich können RhoGAM oder Anti-D-Immunglobuline verabreicht werden, sollte die Mutter rhesus-negativ sein. Kortikosteroide werden eingesetzt, um das Risiko einer Frühgeburt zu verringern, wenn vaginale Blutungen zwischen der 23. und 34. Schwangerschaftswoche auftreten.
Rückt die Geburt näher, wird üblicherweise ein Ultraschall durchgeführt, um zu erkennen, ob auch die Harnblase betroffen ist. Die behandelnden Ärzte werden die Patientin daraufhin umfassend über die Erkrankung aufklären und eine mögliche Entfernung von Teilen oder der gesamten Blase, des Uterus oder des Darms empfehlen, um Blutungen zu kontrollieren, falls dies nach der Entbindung erforderlich sein sollte.
Einen frühen Geburtstermin planen
Frauen mit Placenta accreta tragen ihr Baby typischerweise etwas kürzer aus als üblich. Ein Kaiserschnitt wird in der Regel zwischen der 34. und 36. und nicht später als in der 37. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Während und nach der Entbindung ist es nicht ungewöhnlich, dass Patientinnen mit Placenta accreta aufgrund starker Blutungen eine Bluttransfusion benötigen. Frauen mit dieser Erkrankung haben ein hohes Risiko für Blutungen während der Geburt, weshalb eine fachkundige Behandlung erforderlich ist. Wie bei allen gesundheitlichen Problemen, kann diese Störung in einer Vielzahl von Facetten auftreten und verschieden stark ausgeprägt sein – nicht jede Frau erlebt etwa starke Blutungen.