Wenn es um das Stillen geht, sorgen sich viele Mütter um zu wenig Milch oder einen Rückgang ihrer Milchproduktion. Ein weiteres Problem kann ein Überschuss an Muttermilch sein. Gerade für junge Frauen ist dies manchmal schwer zu erkennen.
Beide Probleme können viele Fragen aufwerfen, insbesondere, wenn es um das Abpumpen, und um natürliche Optionen zur Steigerung einer niedrigen Muttermilchproduktion geht. Wir haben einen ausführlichen Leitfaden zusammengestellt, der Ihnen dabei hilft, Probleme im Zusammenhang mit der Milchversorgung während der Stillzeit zu verstehen.
Wie die Milchproduktion funktioniert
Sobald Sie Ihr Baby bekommen haben, und die Produktion Ihrer Muttermilch einsetzt, werden Ihre Brüste Milch nach einer Angebot-Nachfrage-Logik produzieren. Ganz gleich, ob Sie stillen, oder die Milch abpumpen: Wenn Sie die Muttermilch entfernen, stellt Ihr Busen mehr Milch her.
Was kann sich auf die Versorgung auswirken
Wenn Sie stillen, und Ihr Baby gleichzeitig mit Bröselmilch ernähren, sollten Sie wissen, dass dies Ihre Milchversorgung verringern kann. Das liegt daran, dass Ihr Körper nicht die Botschaft erhält, mehr Milch zu produzieren. Wenn keine Nachfrage besteht, sinkt entsprechend auch das Angebot. Eine andere Möglichkeit, wie sich Ihr Vorrat reduzieren könnte, ist die Art und Weise, wie Ihr Baby trinkt. Je öfter und mehr es gestillt wird, desto mehr Milch wird hergestellt.
Auch medizinische Gründe können eine geringe Milchproduktion verursachen. Wenn Sie während der Geburt übermäßigen Blutverlust erlebten, bereits unter polyzystischem Ovarsyndrom litten, Diabetes haben, oder Schilddrüsen- oder andere hormonelle Störungen aufgetreten sind, kann dies die Milchversorgung beeinträchtigen. Sollten Sie an einer Brustfehlbildung leiden, oder sogar schon einmal eine Brustoperation oder ein Brusttrauma hinter sich haben, kann die Milchproduktion ebenfalls gestört sein. Wenn einer dieser Faktoren auf Sie zutrifft, ist es ratsam, eine Stillexpertin aufzusuchen.
Worauf Sie beim Bestimmen des Milchbedarfs achten sollten
Wenn Sie prüfen, ob Ihr Milchvorrat für Ihr Baby ausreicht, oder zu groß ist, sollten Sie die folgenden Fragen berücksichtigen:
- Liegt Ihr Baby richtig an? Der häufigste Grund für eine geringe Milchmenge besteht darin, dass Ihr Baby falsch anliegt. Wenn sich Ihr Nachwuchs nicht richtig an der Brust festhält, kann er die Milch nicht gut aus der Brust saugen. Wenn die Milch aus Ihren Brüsten fließt, veranlasst dies Ihren Körper dazu, mehr Muttermilch zu produzieren. Sind die Brüste jedoch nicht richtig geleert, sinkt der Vorrat. Sie können mithilfe Ihrer Hebamme, Ihrem Arzt oder einer Stillberaterin prüfen, ob Ihr Baby richtig anliegt.
- Eine häufige Ursache bei Frauen mit Stillproblemen sind flache oder nach innen gerichtete Brustwarzen. Für diese Fälle gibt es einfache Lösungen. Eine Möglichkeit besteht darin, sogenannte Saugschalen oder einen Nippelschutz zu verwenden.
- Stillen Sie genug? Wenn Sie Ihr Baby den ganzen Tag über nicht ausreichend füttern, ist dies ein weiterer Grund für einen Rückgang Ihrer Milchproduktion. Neugeborene müssen pro Tag mindestens alle zwei bis drei Stunden gestillt werden. Das bedeutet, dass Sie Ihr Kind während der Nacht regelmäßig wecken müssen, um es zu stillen, und Ihren Vorrat nachzufüllen. Je öfter Sie Ihr Baby füttern, desto mehr Milch produziert Ihr Körper.
- Wenn Sie Ihren Nachwuchs stillen, ist es empfehlenswert, ihn immer bei Bedarf zu füttern. Das trägt dazu bei, dass Sie eine starke, und gesunde Milchversorgung aufbauen.
- Stillen Sie Ihr Baby lange genug? Wenn Sie Ihr Kind stillen, sollten Sie es auf jeder Seite mindestens 10 Minuten anlegen. Wenn Ihr Baby weniger trinkt, bekommt es möglicherweise nicht genug Milch, um zu wachsen. In diesem Fall wird auch nicht genügend Milch entnommen, um die Versorgung aufrechtzuerhalten.
- Nimmt Ihr Baby zu? Es ist normal, dass Neugeborene in den ersten Tagen etwa 5 bis 7 Prozent ihres Geburtsgewichts verlieren. Nach den ersten Tagen sollten sie aber mindestens 20 bis 30 Gramm pro Tag zunehmen. Babys sollten zwei Wochen nach der Entbindung ihr Geburtsgewicht wieder erreicht haben.
- Wie viele Windeln wechseln Sie? Wenn Sie die Windeln Ihres Babys beobachten, können Sie am besten feststellen, ob es genügend Milch erhält. Wenn die schmutzigen Windeln abnehmen, kann dies Anlass zur Sorge sein.
Wie man Muttermilch abpumpt
Eine Möglichkeit, die Milchproduktion zu verbessern, und bei Überangebot Druck abzubauen, ist das Abpumpen der Muttermilch. Dies kann durch Massieren der Brüste mit den Händen oder durch das Verwenden einer Milchpumpe erfolgen.
Mit der Hand abzupumpen, ist eine einfache und leicht zu erlernende Methode, um Druck abzubauen. Dabei können Sie folgendermaßen vorgehen:
- Massieren Sie Ihre Brüste.
- Drücken Sie die Brust für einige Sekunden zwischen Fingern und Daumen. Wiederholen Sie dies, und pumpen Sie beide Brüste ab, bis der Milchfluss zu einem Rinnsal wird.
- Massieren Sie Ihre Brüste erneut.
- Wechseln Sie zwischen beiden Brüsten, um sie so vollständig wie möglich zu entleeren.
Warum Sie Milch abpumpen sollten
Viele Frauen entscheiden sich dafür, ihr Baby an die Brust zu legen, denn Ihr Nachwuchs ist die beste Milchpumpe, die Sie haben können. Dies ist jedoch nicht immer möglich, weil Sie z.B. wieder arbeiten gehen, ein paar Stunden ausgehen, oder einfach den Tag über andere Optionen haben möchten.
- Ihr Baby hat Schwierigkeiten, Milch abzusaugen, und zu trinken.
- Sie müssen wieder arbeiten, möchten aber weiter stillen.
- Sie müssen die Brüste entlasten, um ein Auslaufen zu vermeiden.
- Ihre Brüste sind zu voll und überdehnt, weswegen Sie Ihr Baby nicht richtig anlegen könnten. Das Abpumpen einer kleinen Menge kann dabei helfen, das Kind danach besser anzulegen.
- Der Milchvorrat beginnt zu sinken, und Sie müssen mehr Milch abpumpen, um die Produktion zu verbessern.
- Sie haben möglicherweise eine Mastitis, und müssen die Verstopfung beseitigen, um den Milchfluss aufrechtzuerhalten.
Die Amme
Auch wenn dieses Konzept in den industrialisierten Ländern kaum noch verbreitet ist, bestand für Frauen mit wenig Muttermilch früher die Option, eine Amme zu engagieren. Eine Amme ist eine Person, die für ihr eigenes Kind eine gesunde Muttermilchversorgung hat, und zusätzlich andere Babys stillt, oder die eigene Muttermilch zur Ernährung fremder Kinder bereit stellt. In Deutschland gibt es z.B. Frauenmilchbanken, die Muttermilch fremder Spenderinnen zur Verfügung stellen.
Übergang auf Folgemilch oder Nahrungsergänzung mit Folgemilch
Wenn Sie sich für die Ergänzung mit Folgemilch oder für das Abstillen entscheiden, werden Sie eine Veränderung in Ihrer Milchproduktion bemerken.
Sollten Sie eine Ergänzung mit Folgemilch vornehmen, aber selbst in Maßen weiter stillen oder einen niedrigen Vorrat erhöhen möchten, ist es wichtig, dass Sie Ihre Milch den ganzen Tag über oder bei jeder Fütterung Ihres Säuglings abpumpen. Wenn Sie Ihre Versorgung verbessern oder aufrechterhalten möchten, ist es wichtig, abzupumpen, um mehr zu produzieren.
Wenn Sie abstillen, und auf Folgemilch übergehen wollen, werden Sie während dieser Zeit wahrscheinlich eine Überproduktion bemerken. Sie sollten während der Übergangs- und Entwöhnungsphase weiter Milch abpumpen, um einer Mastitis vorzubeugen. Sie können damit anfangen, weniger häufig abzupumpen. Überspringen Sie nach und nach eine Mahlzeit, um Ihre Milchproduktion zu verringern, bis Sie vollständig zur Folgemilch übergegangen sind.
Natürliche Möglichkeiten zur Verbesserung der Muttermilchversorgung
Wenn Ihre Produktion sinkt, können Sie verschiedene Gegenmaßnahmen treffen:
- Direkter Hautkontakt. Durch Hautkontakt mit Ihrem Baby vor und während des Stillens können Sie das Oxytocin-Hormon Ihres Körpers stimulieren. Das trägt dazu bei, dass Ihre Milch fließt.
- Entspannung. Entspannungstechniken können helfen, Ihre Produktion zu verbessern. Sie können z.B. versuchen, Ihre Lieblingsmusik zu hören oder etwas tun, was Ihre Nerven beruhigt.
- Benutzen Sie eine Milchpumpe. Durch das doppelte Abpumpen können Sie in kürzerer Zeit mehr Milch herstellen. Dies hilft Ihnen auch dabei, die Milch vollständig aus Ihren Brüsten zu entfernen. Das Abpumpen der Milch direkt nach dem Stillen kann ebenfalls dazu beitragen, die Milchmenge zu erhöhen. Das tritt nicht immer sofort ein, aber mit der Zeit werden Sie einen Anstieg Ihrer Milchproduktion bemerken. Wenn Sie nachts abpumpen, wenn Ihr Prolaktinspiegel am höchsten ist, kann dies ebenfalls nützlich sein. Nach etwa zwei bis drei Tagen regelmäßigen Pumpens sollten Sie eine Zunahme feststellen.
Was Sie bedenken sollten
Sobald Ihr Baby an Gewicht zugenommen hat, und Sie Ihren Vorrat erhöht haben, sollten Sie wieder ausschließlich mit Muttermilch füttern. Wenn Sie jedoch feststellen, dass sich Ihre Milchproduktion trotz dieser Maßnahmen nicht verbessert, wenden Sie sich idealerweise an eine Stillberaterin.