Vitamin D ist ein kritischer Nährstoff und hat viele wichtige Funktionen im Körper. Die Vitamin-D-Versorgung einer Schwangeren wird im Mutterleib über die Plazenta an ihr Baby weitergegeben und hilft, Prozesse einschließlich der Gehirnentwicklung zu regulieren. Eine Reihe von Studien zeigt, dass der Vitamin-D-Spiegel während der Schwangerschaft Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes haben kann, weswegen es wichtig ist, dass werdende Mütter für ausreichende Werte sorgen.
Vitamin D-Spiegel und kindlicher IQ
Eine im Journal of Nutrition veröffentlichte Studie zeigt, dass der Vitamin-D-Spiegel von Müttern während der Schwangerschaft mit dem IQ ihrer Kinder in Verbindung steht, was darauf hindeutet, dass höhere Vitamin-D-Spiegel in der Schwangerschaft zu höheren IQ-Werten bei Kindern führen könnten. Die Studie identifizierte auch signifikant niedrigere Vitamin-D-Spiegel bei schwarzen schwangeren Frauen.
Melissa Melough, die Hauptautorin der Studie und Forschungswissenschaftlerin in der Abteilung für Gesundheit, Verhalten und Entwicklung von Kindern am Seattle Children’s Research Institute, erklärt, dass Vitamin-D-Mangel sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch bei schwangeren Frauen weit verbreitet ist, allerdings sind schwarze Frauen stärker gefährdet. Melanin-Pigment schützt die Haut vor Sonnenschäden, aber durch das Blockieren von UV-Strahlen reduziert Melanin auch die Vitamin-D-Produktion in der Haut. Aus diesem Grund waren die Forscher nicht überrascht, in der Studie bei schwangeren Frauen mit schwarzer Hautfarbe einen stärkeren Vitamin D-Mangel zu sehen .
Melough und ihre Co-Autoren verwendeten Daten aus einer Kohorte in Tennessee namens „Conditions Affecting Neurocognitive Development and Learning in Early Childhood“-Studie (CANDLE). CANDLE-Forscher rekrutierten ab 2006 schwangere Frauen für die Teilnahme an der Studie und sammelten im Laufe der Zeit Informationen über die Gesundheit und Entwicklung ihrer Kinder. Nachdem mehrere andere Faktoren im Zusammenhang mit dem IQ berücksichtigt wurden, waren höhere Vitamin-D-Spiegel in der Schwangerschaft mit einem höheren IQ bei Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren verbunden. Obwohl Beobachtungsstudien wie diese keine Kausalität beweisen können, glauben die Wissenschaftler, dass ihre Ergebnisse wichtige Implikationen haben und weitere Forschung rechtfertigen.
Vitamin D reduziert das Risiko für kindliche Ekzeme
Laut einer Studie von Forschern der University of Southampton könnte die Einnahme von Vitamin-D-Ergänzungen während der Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit, dass Babys bis zu einem Jahr an atopischem Ekzem leiden, erheblich verringern. Die im British Journal of Dermatology veröffentlichte Studie ergab, dass Babys im ersten Jahr ein geringeres Risiko hatten, an atopischem Ekzem zu erkranken, wenn ihre Mütter ab der 14. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt 1000 internationale Units von Vitamin D einnahmen.
Das atopische Ekzem ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die große Auswirkungen auf die Betroffenen, ihre Familien und das Gesundheitswesen haben kann. Es wird geschätzt, dass eines von sechs Kindern im Alter von einem bis fünf Jahren darunter leidet. Die Studie des Lifecourse Epidemiology Center der University of Southampton Medical Research Council und des NIHR Southampton Biomedical Research Center ist die erste randomisierte, kontrollierte Studie, die Hinweise auf ein verringertes Risiko für atopisches Ekzem bei Säuglingen von Müttern zeigt, die während der Schwangerschaft Vitamin-D-Ergänzungen eingenommen hatten.
Mehr als 700 schwangere Frauen nahmen an der Studie teil – 352 nahmen die Nahrungsergänzungsmittel ab der 14. Woche bis zur Geburt ein, 351 nahmen ein Placebo ein. Die Ergebnisse zeigten, dass Babys von Müttern, die Nahrungsergänzungsmittel erhielten, mit 12 Monaten ein geringeres Risiko hatten, an atopischem Ekzem zu erkranken, was die Empfehlungen für routinemäßige Vitamin-D-Ergänzungen während der Schwangerschaft unterstützt. Gestillte Säuglinge profitieren noch stärker. Dies könnte darauf hinweisen, dass eine Nahrungsergänzung während der Schwangerschaft die Menge an Vitamin D in der Muttermilch erhöht.
Vitamin D und ADHS
Der Vitamin-D-Spiegel der Mutter kann laut Forschungen auch mit dem ADHS-Risiko des Kindes zusammenhängen. Forschungen aus Finnland haben gezeigt, dass das ADHS-Risiko bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft einen Vitamin-D-Mangel hatten, um 34 Prozent höher war als bei Kindern, deren Mütter ausreichende Vitamin-D-Spiegel im ersten und zweiten Trimester aufwiesen. Neben dem Genotyp können vorgeburtliche Faktoren wie Vitamin-D-Mangel während der Schwangerschaft also die Entwicklung von ADHS beeinflussen.
Die Studie umfasste 1.067 Kinder, die zwischen 1998 und 1999 geboren wurden und bei denen ADHS in Finnland diagnostiziert wurde, sowie die gleiche Anzahl von passenden Kontrollen. Die Daten wurden vor der aktuellen nationalen Empfehlung in Finnland für die Zufuhr von Vitamin D während der Schwangerschaft erhoben, die das ganze Jahr über 10 Mikrogramm pro Tag beträgt. Der Hauptforscher, Professor Andre Sourander, sagt, dass Vitamin-D-Mangel trotz der Empfehlungen immer noch ein globales Problem ist. In Finnland beispielsweise ist die Vitamin-D-Zufuhr von Müttern bei mehreren Einwanderergruppen nicht ausreichend.
Diese Forschung liefert starke Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel während der Schwangerschaft mit Aufmerksamkeitsmangel bei den Nachkommen zusammenhängt. Da ADHS eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern ist, haben die Forschungsergebnisse eine große Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Die Studie ist Teil eines größeren Forschungsprojekts, das darauf abzielt, die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit der Mutter während der Schwangerschaft und ADHS bei den Nachkommen aufzudecken. Ziel ist die Gewinnung von Informationen zur Entwicklung vorbeugender Behandlungen und Maßnahmen zur Identifizierung von Kindern mit ADHS-Risiko.
Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel der Mutter während der Schwangerschaft kann laut Forschungen auch die Milchzahnverkalkung beeinflussen und zu Schmelzdefekten führen, die ein Risikofaktor für frühkindliche Karies sind. Da es oft schwierig ist, genügend Vitamin D durch die tägliche Kost alleine aufzunehmen, kann eine Nahrungsergänzung empfehlenswert sein. Die empfohlene Tagesdosis an Vitamin D beträgt 600 Internationale Einheiten (IE). Zu den Lebensmitteln mit einem höheren Vitamin-D-Gehalt gehören fetter Fisch, Eier und angereicherte Quellen wie Kuhmilch und Frühstückszerealien.