Eine Studie an Mäusen hat ergeben, dass das Bakterium Bifidobacterium breve im Darm der Mutter während der Schwangerschaft die gesunde Gehirnentwicklung des Babys unterstützt. Die Forscher haben die Entwicklung des fötalen Gehirns bei Mäusen verglichen, deren Mütter keine Bakterien in ihrem Darm hatten, und bei Mäusen, deren Mütter während der Schwangerschaft Bifidobacterium breve oral erhielten, aber keine anderen Bakterien in ihrem Darm aufwiesen. Der Nährstofftransport zum Gehirn erhöhte sich bei Föten von Müttern, die Bifidobacterium breve erhielten, und auch bei anderen wachstumsrelevanten Zellprozessen wurden positive Veränderungen festgestellt.
Wie Darmbakterien die geistige Entwicklung des Kindes unterstützen
Bifidobacterium breve ist ein „gutes Bakterium“, das natürlicherweise in unserem Darm vorkommt und als Nahrungsergänzungsmittel in probiotischen Getränken und Tabletten erhältlich ist. Fettleibigkeit oder chronischer Stress können das Darmmikrobiom schwangerer Frauen verändern, was häufig zu Wachstumsstörungen beim Fötus führt. Die Babys von bis zu 10 Prozent der Erstgebärenden haben ein niedriges Geburtsgewicht oder eine fetale Wachstumsbeschränkung. Wenn ein Baby im Mutterleib nicht richtig gewachsen ist, besteht ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen wie zerebrale Lähmungen bei Säuglingen und Angstzustände, Depressionen, Autismus und Schizophrenie im späteren Leben. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verbesserung der fötalen Entwicklung – insbesondere des fötalen Gehirnstoffwechsels – durch die Einnahme von Bifidobacterium breve während der Schwangerschaft die Entwicklung eines gesunden Babys unterstützen kann. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Molecular Metabolism veröffentlicht. Die Studie deutet laut Dr. Jorge Lopez-Tello, Forscher am Zentrum für Trophoblastenforschung der Universität Cambridge und Erstautor des Berichts, darauf hin, dass das Wachstum und die Entwicklung des Babys während der Schwangerschaft verbessert werde könnten, indem der Mutter ‚gute Bakterien‘ zugeführt werden.
Laut Lopez-Tello bedeutet dies, dass künftige Behandlungen für fetale Wachstumsbeschränkungen sich möglicherweise auf die Veränderung des Darmmikrobioms durch Probiotika konzentrieren könnten, anstatt schwangeren Frauen pharmazeutische Behandlungen – mit dem Risiko von Nebenwirkungen – anzubieten. Laut Professor Amanda Sferruzzi-Perri, Forscherin am Zentrum für Trophoblastenforschung der Universität Cambridge und Hauptautorin des Berichts, die auch Fellow des St John’s College in Cambridge ist, deuten ihre Ergebnisse darauf hin, dass die Forscher in diese Richtung falsch gedacht haben – und dass sie sich vielleicht mehr auf die Verbesserung der Gesundheit des mütterlichen Darms konzentrieren sollten. Denn eine gute Darmgesundheit – die durch die Art der Mikroben im Darm bestimmt wird – hilft dem Körper, Nährstoffe aufzunehmen, und sich vor Infektionen und Krankheiten zu schützen.
Weitere Forschung wichtig
Die Studie wurde an Mäusen durchgeführt, was es ermöglichte, die Auswirkungen von Bifidobacterium breve auf eine Weise zu untersuchen, die beim Menschen nicht möglich wäre – die Forscher konnten die Genetik, andere Mikroorganismen und die Umgebung der Mäuse genau kontrollieren. Sie sagen jedoch, dass die von ihnen gemessenen Auswirkungen beim Menschen wahrscheinlich ähnlich sind. Sie planen nun weitere Arbeiten, um die Gehirnentwicklung der Nachkommen nach der Geburt zu überwachen, und um zu verstehen, wie Bifidobacterium breve mit den anderen in der Natur vorkommenden Darmbakterien interagiert.
Frühere Arbeiten desselben Teams ergaben, dass die Behandlung trächtiger Mäuse mit Bifidobacterium breve die Struktur und Funktion der Plazenta verbessert. Dies ermöglicht auch eine adäquatere Versorgung des sich entwickelnden Fötus mit Glukose und anderen Nährstoffen, und verbessert das Wachstum des Fötus. Obwohl noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, um zu verstehen, wie sich diese Effekte auf den Menschen übertragen lassen, könnte diese aufregende Entdeckung laut Professor Lindsay Hall von der Universität Birmingham, die ebenfalls an der Forschung beteiligt war, den Weg für künftige klinische Studien ebnen, die die entscheidende Rolle des mütterlichen Mikrobioms bei der Unterstützung einer gesunden Gehirnentwicklung vor der Geburt untersuchen. Es ist zwar bekannt, dass die Gesundheit der schwangeren Frau für ein gesundes Baby wichtig ist, aber die Auswirkungen ihrer Darmbakterien auf die Entwicklung des Babys wurden bisher wenig beachtet.