Neue Forschungsergebnisse der medizinischen Fakultät der University of Virginia, die die Fingerabdrücke des plötzlichen Kindstods in Blutproben aufzeigen, könnten den Weg für einfache Tests zur Identifizierung jener Babys ebnen, die ein erhöhtes Risiko haben.
Forscher analysierten Blutserumproben von betroffenen Säuglingen
Die Ergebnisse stellen auch einen wichtigen Schritt zur Aufklärung der Ursachen des plötzlichen Kindstods dar, der die häufigste Todesursache bei Babys zwischen einem Monat und einem Jahr ist. Die meisten SIDS-Fälle ereignen sich in der Regel in den ersten sechs Lebensmonaten. Auch wenn SIDS nur sehr selten vorkommt, haben Kinder, die zu früh geboren werden oder nur ein geringes Geburtsgewicht haben, ein erhöhtes Risiko, an einem plötzlichen Kindstod zu sterben. Einige Experten gehen davon aus aus, dass Babys, die an SIDS sterben, Probleme haben, auf bestimmte Umweltbelastungen zu reagieren und ihre Herzfrequenz, Atmung und Temperatur zu regulieren. Die genauen Ursachen sind aber immer noch nicht vollständig geklärt.
Die UVA-Forscher analysierten Blutserumproben von Säuglingen, die an SIDS gestorben waren, und konnten spezifische biologische Indikatoren identifizieren, die mit dem Tod der Babys in Verbindung standen – und potenzielle Ursachen dafür waren. Tests zur Identifizierung solcher Anzeichen bei Säuglingen könnten letztlich dazu beitragen, Leben zu retten, so die Forscher.„Unsere Studie ist die bisher größte Studie, die versucht hat, herauszufinden, wie diese kleinen Moleküle im Blut als Biomarker für SIDS dienen können“, sagte der Forscher Keith L. Keene, PhD, Gründungsdirektor des UVA-Zentrums für gesundheitliche Chancengleichheit und Präzisionsgesundheitswesen und jetzt an der East Carolina University. „Unsere Ergebnisse stützen die Rolle mehrerer wichtiger biologischer Signalwege und geben Aufschluss darüber, wie diese biologischen Prozesse zu einem erhöhten Risiko beitragen oder zur Diagnose von SIDS dienen können.“
35 Prädiktoren für SIDS
Die neue Studie spricht für das Potenzial der „Metabolomik“, der Analyse von Substanzen, die von Zellen produziert werden und als Metaboliten bezeichnet werden, um komplexe Krankheiten besser zu verstehen und zu behandeln. In ihrer SIDS-Studie analysierten die UVA-Forscher Blutserumproben von 300 Babys, die im Rahmen der Chicago Infant Mortality Study und der NeuroBioBank der National Institutes of Health gesammelt wurden. Die Forscher untersuchten die Konzentration von 828 verschiedenen Metaboliten in wichtigen biologischen Prozessen wie der Kommunikation zwischen Nervenzellen, der Stressreaktion und der Hormonregulation – Prozesse, die zu SIDS beitragen könnten. Nach der Bereinigung um Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen könnten, wie Alter, Geschlecht, Rasse und ethnische Zugehörigkeit der Säuglinge, identifizierten die Forscher 35 Prädiktoren für SIDS. Zu diesen „Biomarkern“ gehörte Ornithin, eine Substanz, die für die Fähigkeit des Körpers, Ammoniak im Urin zu entsorgen, von entscheidender Bedeutung ist.
Die Aminosäure wurde bereits als potenzieller Faktor für SIDS identifiziert. Ein weiterer Prädiktor war ein Lipidmetabolit, der für die Gesundheit von Gehirn und Lunge von entscheidender Bedeutung ist. Dieser Metabolit gilt bereits als potenzieller Indikator für die Entwicklung fetaler Herzfehler im ersten Schwangerschaftsdrittel. Die Forscher haben Unterschiede bei bestimmten Fetten, den sogenannten Sphingomyelinen, festgestellt, die für die Entwicklung von Gehirn und Lunge von entscheidender Bedeutung sind. Unterschiede bei diesen Fetten können diese kritischen Prozesse stören und einige Säuglinge einem SIDS-Risiko aussetzen. Die UVA-Wissenschaftler warnen, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um festzustellen, ob die Metaboliten zu SIDS beitragen. Die Ergebnisse bilden jedoch eine wichtige Grundlage, um die Rätsel von SIDS zu lösen und Bluttests zu entwickeln, die frischgebackenen Eltern möglicherweise den Kummer ersparen könnten.