Bei Frauen, die wiederholt Fehlgeburten erleiden, werden in etwa 20% der Fälle spezifische Antikörper nachgewiesen, die sich gegen den eigenen Körper der Mutter richten. Ein von der Universität Kobe geleitetes Forschungsteam hat nun eine Behandlungsmethode gefunden, die die Chancen dieser Frauen, eine Schwangerschaft ohne Komplikationen auszutragen, drastisch erhöht.
Usachen für wiederholte Fehlgeburten
Eine Fehlgeburt ist für jede Frau ein äußerst dramatisches Erlebnis. Zahlreiche Faktoren können das Risiko für einen Schwangerschaftsverlust erhöhen. Dazu zählen ein höheres Alter, Probleme mit der Gebärmutter, bereits vergangene Fehlgeburten sowie genetische Defekte. Auch ein schlechter Lebensstil, der sich durch Drogen- und Alkoholkonsum äußert, kann die Gefahr für Fehlgeburten erhöhen. Forschungen deuten sogar darauf hin, dass eine Belastung durch bestimmte Phthalate – Substanzen, die häufig in Lebensmittelverpackungen, Körperpflegeprodukten und anderen Alltagsprodukten verwendet werden – mit Fehlgeburten in Verbindung gebracht werden.
Wiederholte Fehlgeburten treten bei Frauen auf, die zwei oder mehr Schwangerschaften aus nicht ersichtlichen Gründen verloren haben. Der Geburtshelfer der Universität Kobe, TANIMURA Kenji, und sein Team haben bereits herausgefunden, dass bei 20% dieser Frauen ein spezifischer Antikörper in ihrem Blut nachgewiesen werden kann, der sich gegen ihren eigenen Körper richtet. Tanimura erklärt: „Es gibt keine bekannte Behandlung für diese spezielle Erkrankung, aber die Antikörper haben ein ähnliches Ziel wie diejenigen, die bei einer anderen Erkrankung eine Rolle spielen, für die es eine etablierte Behandlung gibt.“ Deshalb wollte er testen, ob diese Behandlung auch in Fällen mit dem neu entdeckten Antikörper wirkt.
Behandlung mit niedrig dosiertem Aspirin oder Heparin ist sehr wirksam, um Fehlgeburten oder Komplikationen zu verhindern
Tanimura holte sich die Hilfe von Geburtshelfern aus fünf Krankenhäusern in Japan und analysierte über einen Zeitraum von zwei Jahren das Blut von Frauen, die an wiederkehrenden Fehlgeburten litten und ihre Einwilligung gegeben hatten, auf die Antikörper. Wenn eine dieser Frauen während dieses Zeitraums schwanger wurde, boten ihre Ärzte Behandlungsoptionen an, die auch die Medikamente enthielten, die gegen die chemisch ähnliche Erkrankung wirksam sind, insbesondere niedrig dosiertes Aspirin oder ein Medikament namens „Heparin“. Das Forschungsteam beobachtete dann, wie viele der Frauen, die diese Medikamente in ihre Behandlung einbezogen, Lebendgeburten oder Schwangerschaftskomplikationen hatten, und verglich dies mit den Schwangerschaftsergebnissen bei Frauen, die keines der beiden Medikamente einnahmen.
Die Forscher der Universität Kobe haben ihre Ergebnisse nun in der Zeitschrift Frontiers in Immunology veröffentlicht. Sie berichten, dass Frauen, die die Behandlung erhielten, viel häufiger Lebendgeburten hatten (87% hatten Lebendgeburten) als Frauen, die keine Behandlung erhielten (von denen nur 50% Lebendgeburten hatten). Darüber hinaus verringerte die Behandlung bei den Lebendgeburten die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen von 50% auf 6%. „Die Stichprobengröße war relativ klein (39 Frauen erhielten die Behandlung und 8 nicht), aber die Ergebnisse zeigen dennoch deutlich, dass eine Behandlung mit niedrig dosiertem Aspirin oder Heparin sehr wirksam ist, um Fehlgeburten oder Komplikationen zu verhindern, auch bei Frauen, die diese neu entdeckten selbstzielenden Antikörper haben“, fasst Tanimura zusammen.
Viele Frauen, die positiv auf die neu entdeckten selbstzielenden Antikörper getestet wurden, wurden auch positiv auf die bereits bekannten Antikörper getestet. Das von der Universität Kobe geleitete Team stellte jedoch fest, dass Frauen, die nur die neu entdeckten Antikörper hatten und behandelt wurden, mit noch höherer Wahrscheinlichkeit ein Kind lebend zur Welt brachten (93%), und dass bei keiner dieser Frauen Schwangerschaftskomplikationen auftraten. Mit Blick auf die Zukunft sagt Tanimura: „Es wurde nachgewiesen, dass der neu entdeckte selbstzielende Antikörper auch bei Unfruchtbarkeit und wiederholtem Implantationsversagen eine Rolle spielt und ein Risikofaktor für arterielle Thrombose bei Frauen mit systemischen rheumatischen Erkrankungen ist.