Es ist aufregend zu sehen, wie sich ein Baby im Mutterleib entwickelt. Während der neunmonatigen Schwangerschaft vollzieht der Fötus wichtige Entwicklungsschritte, um als vollständig ausgereifter Mensch das Licht der Welt zu erblicken. Dazu zählt auch die Entwicklung des Gehirns. Tatsächlich gibt es bestimmte Faktoren, die sich darauf auswirken können, und auf die werdende Mütter achten sollten, um eine gute Gesundheit des Babys zu gewährleisten.
Das Gehirn: ein komplexes Organ
Ohne unseren Denkapparat könnten wir nicht existieren. Die Entwicklung des menschlichen Gehirns ist äußerst komplex. Tatsächlich beginnt sie bereits kurz nach der Empfängnis und setzt sich bis ins frühe Erwachsenenalter fort. In der 3. Schwangerschaftswoche beginnt sich das Gehirn des Babys zu entwickeln. Neurale Vorläuferzellen beginnen sich zu teilen und in Neuronen und Gliazellen zu differenzieren, die beiden Zelltypen, die die Grundlage des Nervensystems bilden. Während im ersten Trimester Neuronen und Synapsen gebildet werden, beginnt das Gehirn im zweiten Trimester die Funktionen des Körpers zu steuern. Im dritten Trimester teilt sich das Gehirn in linke und rechte Hälfte während es weiter wächst.
Gehirn des Fötus und Ernährung in der Schwangerschaft
Damit sich das kindliche Gehirn ordnungsgemäß entwickeln kann, ist die richtige Ernährung in der Schwangerschaft entscheidend. Dazu zählt eine optimale Versorgung mit Folsäure sowie eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren. Diese Nährstoffe sind u.a. hilfreich bei der Entwicklung von neuralen Synapsen oder Nervenverbindungen untereinander. Forschungen zeigen zudem, dass der Nährstoff Cholin eine wichtige Rolle spielt, wenn es um die Entwicklung des kindlichen Gehirns geht. Es findet sich u.a. in Fleisch, Fisch, Geflügel, Hülsenfrüchten, und Nüssen. Studien zeigen, dass die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit der Nachkommen verbessert wurde, wenn die Mutter während der Schwangerschaft eine hohe Menge dieses Nährstoffes zu sich genommen hatte.
Die Auswirkungen von Stress auf das kindliche Gehirn
Es ist kein Geheimnis, dass sich Stress negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Werdende Mütter sollten besonders darauf achten, nicht zu großem Stress ausgesetzt zu sein, denn laut Forschungen könnte der Stresspegel bei Müttern mit Veränderungen in Bereichen des kindlichen Gehirns zusammenhängen, die mit der emotionalen Entwicklung in Verbindung stehen. Ein von der University of Edinburgh geleitetes Forschungsteam zeigte, dass der Cortisolspiegel mit der Entwicklung der Amygdala des Babys zusammenhängt, einem Bereich des Gehirns, von dem bekannt ist, dass er an der emotionalen und sozialen Entwicklung in der Kindheit beteiligt ist.
Die Forscher fanden heraus, dass ein höherer Cortisolspiegel im Haar der Mutter mit strukturellen Veränderungen in der Amygdala der Säuglinge sowie mit Unterschieden in den Gehirnverbindungen verbunden war. Cortisol ist an der Reaktion des Körpers auf Stress beteiligt, wobei höhere Werte auf höheren Stress hindeuten, und spielt auch eine Rolle beim fötalen Wachstum. Dies könnte der Grund sein, warum Frauen, die in der Schangerschaft viel Stress erleben, eher Kinder bekommen, die im späteren Leben emotionale Schwierigkeiten haben. Forschungen wie diese unterstreichen, wie wichtig es ist, dass werdende Mütter Unterstützung bei der Stressbewältigung bekommen, um ihrem Nachwuchs einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
Wie Alkohol das Gehirn des Fötus beeinflusst
Ein weiterer Faktor, der sich negativ auf die Gehirnentwicklung des Kindes auswirkt, ist Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Dabei gilt es zu beachten, dass selbst geringe Mengen gefährlich sind, und die Gehirnstruktur des Babys verändern sowie die Gehirnentwicklung verzögern kann. Fetale Alkoholspektrumstörungen können dazu führen, dass Kinder irreversiblere physische und psychische Geburtsdefekte aufweisen und später Verhaltensprobleme, Lernschwierigkeiten und Sprachverzögerungen entwickeln.
Forscher untersuchten den Einfluss von Alkohol auf Föten zwischen der 22. und 36. Schwangerschaftswoche. Dabei stellten sie fest, dass bei diesen Kindern der fetale Gesamtreifungswert (fTMS) signifikant niedriger als bei den altersangepassten Kontrollen war, und der rechte Sulcus temporalis superior (STS) flacher war. Die STS hängt mit sozialer Kognition, audiovisueller Integration und Sprachwahrnehmung zusammen. Selbst bei Müttern, die selten und nur sehr wenig Alkohol konsumierten, konnten die Experten signifikante Veränderungen des Gehirns feststellen. Sie gehen davon aus, dass die verzögerte Entwicklung des fötalen Gehirnsspeziell mit einem verzögerten Stadium der Myelinisierung und einer weniger ausgeprägten Gyrifikation in den Frontal- und Okzipitallappen zusammenhängen. Der Myelinisierungsprozess ist essentiell für die Funktion des Gehirns und Nervensystems. Umdrehen, Krabbeln und Sprachverarbeitung des Babys sind damit verbunden. Gyrifikation ist bei der kognitiven Leistungsfähigkeit involviert.
Es ist unklar, wie sich diese strukturellen Veränderungen auf die Gehirnentwicklung der Babys nach der Geburt auswirken werden. Dazu sind weitere Forschungen nötig. Für Frauen, die ein Kind erwarten, ist es jedoch entscheidend, einen gesunden Lebensstil in der Schwangerschaft zu verfolgen, um die Gesundheit des Babys nicht zu gefährden.