Gastbeitrag: Kathy Radigan
Ich umklammerte ihn mit meinen Beinen und seufzte. Zum ersten Mal seit Monaten konnte ich endlich schlafen.
Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen. In den fünf Jahren meiner Ehe hatte ich niemals eine Nacht eng umschlungen mit jemand anderem als meinem Ehemann verbracht.
Da lag ich nun, mitten in einer seltsamen und aufregenden Liebesaffäre. Phil war einfach zu anziehend gewesen, um nein zu sagen.
Ich muss zugeben, dass ich diese Beziehung dreimal in meinem Leben erneuert habe. Jedes Mal war ich dabei ungefähr im fünften Schwangerschaftsmonat.
Ja, ich habe den Versuchungen nachgegeben, während mein Bauch immer mehr wuchs.
Wenn ich es entscheiden könnte, würde ich immer noch mit Phil schlafen, aber Joe bestand darauf, dass ich “ihn” in der Minute aufgab, in der ich jeweils eines unserer Kinder bekam. Und ich meine wirklich die Minute, als ich aus dem Krankenhaus nachhause kam, mit unserem neuen Bündel voller Freude.
Ich hatte niemals auch nur den Hauch einer Chance, Phil richtig Lebewohl zu sagen. Joe wollte seine Frau zurück.
Der Flegel.
Er genoss es, mich wieder in seine Arme schließen zu können ohne Gefahr zu laufen, nachts von dem kleinen Wesen getreten zu werden, das nun in der Wiege neben unserem Bett schlief. Wir hatten gerade ein Baby bekommen. Ein neues Leben war geboren und wir waren die Ursache. Joe, was sehr verständlich war, sehnte sich nach jener Nähe und Intimität, die das eng umschlungene Miteinanderschlafen mit sich brachte.
Obwohl ich es schön fand, wieder mit Joe hemmungslos kuscheln zu können, sehnte sich mein kaiserschnitterfahrener Körper nach der Zärtlichkeit von Phil. „Seine” einzige Aufgabe im Leben war meine Befriedigung. Diese Art von Beziehung kann ziemlich verführerisch sein und die Sehnsucht danach ist schwer abzulegen.
Wenn ich an mein Schwangerschaftsabenteuer zurückdenke, komme ich nicht umhin festzustellen, wie schwer es für mich war, mich wieder daran zu gewöhnen, Nacht für Nacht zusammen mit einem anderen menschlichen Wesen im Bett zu schlafen. Die ersten Monate während meiner Ehe habe ich mich immer mitten in der Nacht umgedreht, sodass mein Kopf am Bettende lag und meine Füße nahe Joe’s Kopf.
Ich vergötterte meinen Ehemann, aber das Leben mit ihm zu teilen war nicht einfach für mich. Als jemand, der gewohnt war, alleine zu leben, musste ich mich nun darauf einstellen, nicht nur mein Bett und meine Wohnung mit diesem Mann zu teilen, ich musste lernen mein Leben mit ihm zu verbringen.
Urlaube, Feiertage und Traditionen waren nun ganz anders. Ich war Teil einer Familieneinheit. Ich trug sogar einen neuen Namen. Ich musste mich an diese neue Normalität gewöhnen.
Obwohl es einige Zeit dauerte, bis wir uns richtig zusammengerauft und Einigkeit erzielt hatten über Fragen wie die richtige Form der Mülltrennung oder das richtige Waschmittel, waren wir schließlich ein Herz und eine Seele. Als wir dann unser erstes Kind erwarteten, konnte ich mir mein Bett und mein Leben ohne Joe nicht mehr vorstellen.
Ich liebte mein Leben und wir hatten eine tolle Zeit. Als mein Bauch dann wuchs, wurde es offensichtlich, dass unsere Beziehung begann, sich zu ändern. Etwas oder besser gesagt jemand stand im wahrsten Sinne des Wortes zwischen uns. Und es war nicht nur mein hypoallergener Phil.
Die brandneue Wiege, die mein Vater für uns gezimmert hatte, würde bald ein kleines Baby beherbergen. Jenes Kind, das nach vier Fehlgeburten kam und so unglaublich sehnsüchtig erwartet wurde.
Die ersten Nächte zuhause mit Tom waren wahnsinnig aufregend, aber auch erschreckend. Ein menschliches Wesen hing vollkommen von mir ab. Ich war eine Mami. Joe und ich waren Eltern. Unser Leben und unsere Ehe hatten sich geändert. Für immer. Was, wenn ich dieser Herausforderung nicht gewachsen wäre? Was, wenn wir ihr nicht gewachsen wären? Ich war müde, erschöpft und überwältigt. Der Stress war so enorm, dass ich mich, wie ein kleines Mädchen, in einer ruhigen Ecke ganz eng an mein Kissen schmiegen und einfach meine Ruhe haben wollte.
Ich bin froh, dass ich das mit dem Kissen in dieser ersten Nacht zuhause bleiben gelassen und in Joe’s Armen geschlafen habe, selbst wenn es nur eine Stunde am Stück war. Es war toll, sich klar zu machen, dass, obwohl wir nun jemandes Eltern waren, wir immer noch ein Paar sein konnten.
Die Liebesaffäre, die ich jedes Mal, wenn ich schwanger war, mit meinem Kissen hatte, brachte nicht nur meinem geschwollenen Körper die dringend benötigte Geborgenheit. Sie bereitete auch mich und meine Ehe auf die großen Veränderungen vor, welche die Elternschaft mit sich bringen würde. Und dafür bin ich Phil auf ewig dankbar.
Kathy Radigan ist Ehefrau, Mutter von drei Kindern, Besitzerin eines „besessenen“ Küchengeräts und Gründerin des Mama-Blogs MyDishwashersPossessed.