Zwillinge sind für die Menschheit schon immer etwas Faszinierendes gewesen. Aber wie entstehen sie, und welche verschiedenen Arten von Zwillingen gibt es?
Eineiige Zwillinge
Eineiige Zwillinge, auch echte Zwillinge genannt, entstehen dann, wenn sich eine Eizelle, die bereits von einem Spermium befruchtet wurde, rund eine Woche nach der Zeugung in zwei Zellen teilt. Aus diesem Grund teilen eineiige Zwillinge 100 Prozent Ihres Erbguts und haben fast immer dasselbe Geschlecht.
Manche eineiigen Zwillinge gleichen sich tatsächlich „wie ein Ei dem anderen“ und sind selbst für ihre Eltern schwer zu unterscheiden, während andere etwas unterschiedlich aussehen. Sie haben, wenn sie heranwachsen, auch unterschiedliche Persönlichkeiten und können völlig anders auf dieselben Umstände reagieren, beispielsweise auf Krankheiten.
Zweieiige Zwillinge
Zweieiige Zwillinge bzw. unechte Zwilling entstehen dann, wenn beim Eisprung zwei Eizellen freigesetzt werden. Sie werden dann von unterschiedlichen Spermien befruchtet. Deswegen sind zweieiige Zwillinge wie ganz „gewöhnliche“ Geschwister, nur dass sie zur selben Zeit gezeugt wurden. Sie teilen nur die Hälfte ihres Erbguts und können auch unterschiedlichen Geschlechts sein.
Andere Arten von Zwillingen
Viele werden überrascht sein, zu erfahren, dass es noch mehr Arten von Zwillingen gibt. In seltenen Fällen können beispielsweise auch eineiige Zwillinge unterschiedlichen Geschlechts sein. Diese Zwillinge beginnen ihre Entwicklung als Jungen mit einem X- und einem Y-Chromosom. Nachdem sich die Eizelle teilt, geht bei einem Zwilling das Y-Chromosom verloren. Kommen die Zwillinge dann zur Welt, so ist das Kind mit dem verlorenen Y-Chromosom zwar ein Mädchen, zeigt aber oft Entwicklungsstörungen in der Kindheit und spätere Fruchtbarkeitsprobleme. Dieser Zustand wird als Turner-Syndrom bzw. Monosomie X bezeichnet. Kinder mit dieser Krankheit leiden oft auch an geschwollenen Händen, Fettleibigkeit, Plattfüßen, Schwerhörigkeit, Augentrockenheit und einer abnorm gekrümmten Wirbelsäule.
Spiegelzwillinge entstehen, wenn sich die Eizelle eine Woche nach der Befruchtung teilt. Das ist von Bedeutung, weil zu diesem Zeitpunkt die befruchtete Eizelle eine rechte und eine linke Seite hat, sodass diese Zwillinge ihr gegenseitiges Spiegelbild sind. Einer ist Linkshänder, während der andere Rechtshänder ist, das Haar wächst in unterschiedliche Richtungen, und die Zähne wachsen jeweils auf der anderen Seite im Mund.
Siamesische Zwillinge sind körperlich miteinander verbunden, manchmal in einer Art und Weise, die eine Trennung schwer bis unmöglich macht. Sie entstehen dann, wenn sich die befruchtete Eizelle nicht vollständig trennt oder wenn zwei getrennte Eizellen wieder zusammenwachsen. Viele siamesische Zwillinge sterben noch vor der Geburt oder kurz danach. Wie andere eineiige Zwillinge auch, können solche Zwillinge völlig unterschiedliche Persönlichkeiten und Interessen aufweisen.
Parasitäre Zwillinge sind eineiig, jedoch fungiert hier der kleinere von beiden als Parasit des größeren. Der parasitäre Zwilling hat dabei oft nicht alle inneren Organe, kein entwickeltes Gehirn oder oft sogar gar keinen Kopf. Manche parasitäre Zwillinge wachsen in ihrem „Wirt“ heran, eine Krankheit, die unter Medizinern als fetus in fetu bekannt ist. Arkadische Zwillinge sind ein weiteres Beispiel. Ein Zwilling bezieht die meisten Nährstoffe aus dem Mutterkuchen, während der andere verhungert. Manchmal ist der verhärmte Zwilling dann kaum mehr als ein Körper ohne Kopf und Gliedmaßen.
In seltenen Fällen wird eine Eizelle von zwei Spermien befruchtet. Da dies abnormal ist, muss sich die Eizelle in zwei Eizellen teilen, um sich entwickeln zu können. Dies kommt so selten vor, dass in der Wissenschaft bislang nur von zwei Fällen dieser Art bekannt ist.
Es gibt noch weitere Arten von zweieiigen Zwillingen. Normalerweise kommt bei einer Frau der Eisprung zum Erliegen, wenn eine Zeugung stattfindet. Manchmal wird aber auch eine weitere Eizelle freigesetzt, wenn die Frau schon schwanger ist. Wird diese befruchtet, spricht man von einer Superfetation.
Manche Zwillinge können sogar von unterschiedlichen Vätern stammen, wenn die Mutter zwei Eizellen freisetzt und kurz nacheinander mit zwei unterschiedlichen Männern Verkehr hat. In Terry McMillans Buch It’s Not All Downhill From Here ist die Titelheldin eine Frau, deren Zwillingsschwester nicht nur einen anderen Vater, sondern auch an einem anderen Tag Geburtstag hat.
Zweieiige Zwillinge können sogar so unterschiedlich aussehen, dass sie jeweils anderen ethnischen Gruppen zugeordnet werden, wenn ein Geschwisterteil eher nach der Mutter und der andere eher nach dem Vater kommt. Sind die Eltern gemischtrassig, können sich bei einem Kind eher die typischen Merkmale einer „Rasse“ äußern, während das andere Kind die der anderen erbt.