Es ist ein ganz natürlicher Instinkt, einen Säugling nahe am Körper zu halten, und intensiven Hautkontakt zu pflegen. Dadurch profitiert die Gesundheit von Mutter und Baby gleichermaßen.
Die Känguru-Methode
Vor vielen Jahren mangelte es in einem Krankenhaus in Bogota, Kolumbien, an Brutkästen in der Entbindungsstation. Als Alternative ließen Ärzte die Frühchen mit ihren Müttern kuscheln. Beide wurden dabei in dicke Decken eingehüllt, um vor Wärmeverlust zu schützen. Zur Überraschung der Ärzte gedeihten die Babys gut. Daher ist es auch nicht überraschend, dass das Kind der Mutter nach der Geburt in der Regel sofort auf den Bauch gelegt wird, um den direkten Hautkontakt zu fördern.
Hautkontakt aus Sicht der Forschung
Hautkontakt ist eine von Natur aus heilsame Angelegenheit sowohl für Mutter als auch ihr Kind. Die Wissenschaft hat dies mittlerweile durch mehrere Studien klar bewiesen.
Forscher der Florida Atlantic University führten eine Studie an 33 Müttern durch, die während der Schwangerschaft von zertifizierten Fachkräften in der „Känguru-Methode“ unterrichtet wurden. Nach der Entbindung wendeten 16 der Mütter die Hautkontakttechniken sechs Wochen lang mindestens eine Stunde pro Tag an. Die restlichen 17 Mütter bildeten die Kontrollgruppe. Diese Mütter setzten stattdessen Stillkissen ein. Beide Müttergruppen sollten über das Stillverhalten der Neugeborenen die kompletten sechs Wochen Buch führen.
Die Forscher waren vor allem an der Hirnentwicklung der Säuglinge sowie an den Oxytocinwerten interessiert, das auch als „Liebeshormon“ bezeichnet wird. Um die Hirnentwicklung der Babys einzuschätzen, vor allem jene des linken Frontallappens, der für die Steuerung von Emotionen und kognitiven Fähigkeiten zuständig ist, verwendeten die Forscher einen Hirnstrommesser. Zudem werden Urinproben genommen, um die Oxytocinwerte bei Mutter und Kind zu messen. Die Cortisolwerte (das sogenannte“Stresshormon“) wurden mithilfe von Speichelproben untersucht.
Die Ergebnisse der Studie
Es zeigte sich, dass Hautkontakt die Cortisolwerte der Babys senkte, sodass diese entspannter waren, und sich geborgener fühlten. Jene Babys, bei denen die „Känguru-Methode“ zum Einsatz kam, schliefen nicht nur leichter ein, sondern auch länger durch.
Zudem zeigten sich bei Mutter und Kind der „Känguru“-Gruppe höhere Oxytocinwerte, die möglicherweise die Wahrscheinlichkeit eine postpartalen Depression deutlich senken können.
Darüber hinaus konnten jene Säuglinge, die direkt nach der Geburt Hautkontakt erhielten, innerhalb einer Stunde nach der Entbindung leichter gestillt werden. Ebenso nahmen die Prolaktinwerte bei den Müttern zu. Bei Prolaktin handelt es sich um ein Hormon, das die Milchbildung auslöst. Weitere Studien haben ergeben, dass natürlich gestillte Kinder gesünder sind und bessere kognitive Fähigkeiten aufweisen.
Vorteile von Hautkontakt:
- Entspannung für Mutter und Kind
- Beruhigung von Atmung und Puls
- Appetitanregende Wirkung vor dem Stillen, und Verbesserung der Verdauung
- Regulierung der Körpertemperatur des Babys
- Stimulierung der Freisetzung von Prolaktin zur Unterstützung des Stillens, sowie Oxytocin zur Förderung einer gesunden Mutterschaft
Känguru-Methode: Was Sie beachten müssen
Hautkontakt hat für Mutter und Kind viele Vorteile. Sie sollten dabei aber immer sorgsam und mit Bedacht vorgehen. Achten Sie darauf, dass das Baby gut gesichert ist, und schlafen Sie niemals mit Ihrem Kind ein. Das ist zwar etwas scheinbar ganz Natürliches, dennoch kann es passieren, dass Ihr Sprössling aus dem Bett fällt oder unter der Decke erstickt . Darüber hinaus sollten Sie sicherstellen, dass der Kopf des Babys abgestützt ist, und seine Atemwege nicht blockiert sind.
Vergessen Sie nicht: Hautkontakt und Stillen sind wichtige Elemente, um Nähe herzustellen, sowie eine gesunde Entwicklung Ihres Kindes zu fördern.