Das Wohlbefinden einer Frau vor der Empfängnis und während der Schwangerschaft hat einen direkten Einfluss auf die Gesundheit des Kindes, seine lebenslange körperliche Entwicklung und seine Lernfähigkeit. Forschungen haben jedoch festgestellt, dass schwangeren Frauen, die sich modern ernähren, wichtige Nährstoffe fehlen, die sie und ihre Babys brauchen, und dies könnte sich mit der Umstellung auf pflanzliche Lebensmittel noch verschlimmern. Wissenschaftler der Universität Southampton haben in Zusammenarbeit mit Experten aus aller Welt mehr als 1 700 Frauen befragt und festgestellt, dass den meisten von ihnen Vitamine fehlten, die normalerweise in Fleisch und Milchprodukten enthalten sind, darunter B12, B6 und D, Folsäure und Riboflavin, die für die Entwicklung des Fötus im Mutterleib unerlässlich sind.
Neun von zehn Frauen haben einen Mangel an wichtigen Vitaminen
Eine Studie, die den Gesundheitszustand von werdenden Müttern aus Ländern mit hohem Einkommen, darunter Großbritannien, Neuseeland und Singapur, untersuchte, ergab, dass 90 Prozent von ihnen einen Mangel an wichtigen Vitaminen hatten, die für eine gesunde Schwangerschaft und das Wohlergehen des ungeborenen Kindes notwendig sind. In der Studie untersuchten sie Frauen im dritten Monat. Der Hauptautor und Professor für Epidemiologie Keith Godfrey von der Universität Southampton erklärte, dass die Häufigkeit eines Vitaminmangels bei Frauen, die in wohlhabenden Ländern schwanger werden wollen, ein ernstes Problem darstellt.
Die Studie zeigt, dass fast jede Frau, die versuchte, schwanger zu werden, einen Mangel an einem oder mehreren Vitaminen hatte, und diese Zahl wird sich nur noch verschlimmern, wenn sich die Welt auf eine pflanzliche Ernährung umstellt. Die Menschen denken häufig, dass Nährstoffmangel nur Personen in unterentwickelten Ländern betrifft – aber auch die Mehrheit der Frauen in Ländern mit hohem Einkommen ist davon betroffen.
In der Studie, die in PLOS Medicine veröffentlicht wurde, wurden 1.729 Frauen im Alter zwischen 18 und 38 Jahren zum Zeitpunkt der Empfängnis untersucht und viele von ihnen während der nachfolgenden Schwangerschaften begleitet. Die Ergebnisse zeigten, dass neun von zehn Frauen um die Zeit der Empfängnis herum marginale oder niedrige Werte von Folsäure, Riboflavin, Vitamin B12 und D aufwiesen, und dass viele von ihnen in der späten Schwangerschaft einen Mangel an Vitamin B6 entwickelten. Wayne Cutfield, Professor für pädiatrische Endokrinologie an der Universität von Auckland und Mitautor der Studie, erklärte, dass Folsäure zwar für Frauen, die eine Empfängnis planen, und während der Schwangerschaft empfohlen wird, werdende Mütter jedoch rezeptfreie Multivitamine erhalten sollten, um Nährstoffmängel zu vermeiden.
Die PLOS Medicine-Studie war die erste, die zeigte, dass frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel Vitaminmangel vor der Empfängnis, während der Schwangerschaft und in der Stillzeit verringern können. Die Forscher betonen die Gefahren, wenn wir weiterhin zu einer Ernährung mit weniger Fleisch und Milchprodukten übergehen und damit die Zufuhr von Mikronährstoffen, die für die Entwicklung des Kindes wichtig sind, verringern. Dadurch wird Vitaminmangel weiter zunehmen, wenn Frauen nicht anfangen, mehr Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, oder wenn sie nicht mit spezifischen Ratschlägen zu nährstoffreichen Lebensmitteln unterstützt werden.
Warum diese Vitamine in der Schwangerschaft essentiell sind
Werdende Mütter sollten genügend Vitamin B zu sich nehmen. Riboflavin (Vitamin B2) ist entscheidend für eine gute Gesundheit der Augen und verleiht der Haut gesunden Glanz. Vollkorngetreide, angereicherte Nahrungsmittel und grünes Blattgemüse sind eine gute Quelle für dieses Vitamin. Darüber hinaus fördert Riboflavin das Wachstum und die Entwicklung der Knochen, Muskeln und Nerven des Babys und beugt Präeklampsie vor. Vitamin B6 ist wichtig für die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems des Babys. Es hilft außerdem beim Stoffwechsel von Proteinen und Kohlenhydraten. Einige Forschungen deuten darauf hin, dass ausreichend Vitamin B6 die morgendliche Übelkeit und das Erbrechen bei manchen Frauen während der Schwangerschaft lindern kann. Vitamin B12 ist wichtig, weil es dabei hilft, die Nerven- und Blutzellen des Körpers gesund zu halten. Es spielt zudem eine Rolle in der DNA-Produktion, also dem genetischen Zellmaterial. Gute Vitamin-B12-Quellen sind angereicherte Nahrungsmittel und tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Milchprodukte. Vitamin D reduziert das Risiko für kindliche Ekzeme und wird mit höheren IQ-Werten bei Kindern assoziiert. Vitamin D ist auch bei Aufbau gesunder Knochen beteiligt. Fetthaltiger Fisch, Eigelb, Speisepilze und angereicherte Lebensmittel wie Margarine enthalten viel Vitamin D.
Gerade in der Schwangerschaft ist die richtige Zufuhr an Folsäure essentiell, um die Gesundheit des heranwachsenden Babys sicherzustellen. Leidet die werdende Mutter an einem Folsäuremangel, kann es zu Störungen der Embryoentwicklung und zu Schädigungen des zentralen Nervensystems kommen. Ein Folsäuremangel während der Schwangerschaft wird auch mit bestimmten kindlichen Missbildungen (z. B. Neuralrohrdefekte, Spina bifida) in Zusammenhang gebracht. Als wertvolle Folsäure-Quellen gelten Hülsenfrüchte, Hefe und Getreidekeime. Auch grünes Blattgemüse (Salat, Spinat), Spargel, Karotten, Tomaten, Radieschen, Grün-und Rosenkohl, sowie Sojabohnen, Avocados, Bananen, Orangen und Fleisch (vor allem Leber) sind gute Lieferanten.