Gastautor: Julie Hoag
Es war mein erstes Geburtserlebnis und ich hatte nie daran gedacht, Hypnose dafür zu nutzen. Sie war kein Teil meines Geburtsplans, da ich nicht der Ansicht war, dass sie funktionieren würde. Meine Hebamme hatte sie während unserer Treffen zuvor auch nie erwähnt, sodass ich diese Möglichkeit gar nicht in Betracht zog. Doch als sie während der Wehen vorschlug, Hypnose auszuprobieren, stimmte ich dem zu und war erstaunt, wie sehr meine Schmerzen dadurch verringert werden konnten.
Natürlicher Geburtsplan
Ich plante, dass meine Hebamme eine natürliche Geburt leitete. Ich hatte zwar nichts gegen die Idee einer Epiduralanästhesie, wollte meinen Sohn jedoch auf natürliche Weise zur Welt bringen. Ich hatte gerade die Krankenpflegeschule beendet und wusste um die Vorteile einer natürlichen Geburt für mich und mein Baby. Außerdem gefielen mir die Risiken nicht, die mit einer Epiduralanästhesie einhergehen. Meine Hebamme unterstützte die Idee einer natürlichen Geburt sehr, also stellten wir einen Plan dafür auf, der natürliche Methoden der Schmerzkontrolle beinhaltete.
Wehen zu Hause
Meine Wehen setzen in der Nacht vor dem Geburtstermin ein. Sie weckten mich aus einem tiefen Schlaf. Der Schmerz dieser frühen Wehen war stärker als ich erwartet hatte. Die Wehen dauerten die ganze Nacht lang. Ich folgte den Anweisungen der Hebamme und badete in regelmäßigen Abständen. Gegen 8.30 Uhr morgens fuhren wir ins Krankhaus, da die Zeit zwischen meinen Wehen immer kürzer wurde. Die Autofahrt mit ihren Schlenkern, Kurven und Stößen verstärkte meine Schmerzen und war sehr anstrengend. Die Erleichterung war riesig, als wir endlich im Spital ankamen.
Wehen im Krankenhaus
Meine Wehen hielten den ganzen Tag an und verringerten sich nicht mehr. Meine Hebamme blieb fast den kompletten Tag bei mir im Krankenzimmer. Sie probierte mehrere Methoden aus, um meine Schmerzen während der Wehen zu lindern, u.a. nahm ich ein Bad, eine Dusche, saß auf einem Geburtsball, machte Kniebeugen, legte mich in verschiedene Positionen und schaukelte hin und her. Diese Methoden konnten die Schmerzen teilweise etwas lindern. Da das Bad meinen Wehenfortschritt verlangsamte, hörten wir damit auf, obwohl es sich für mich sehr gut anfühlte.
Die Schmerzen wurden mit den zunehmenden Wehen immer stärker. Ehrlich gesagt schockierte mich die Intensität der Schmerzen. Es half mir, während der Schmerzen zu schreien. Doch meine Hebamme hielt mich davon ab, da ich durch das Schreien Energie verbrauchte, die ich noch für die Geburt und das Pressen benötigte. Auch das Lutschen von Eiswürfeln lenkte mich ab und verringerte die Wehenschmerzen.
Der Hypnosevorschlag
Am Nachmittag schaute mir die Hebamme direkt in die Augen und überraschte mich mit einem Vorschlag. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und schlug vor, Hypnose auszuprobieren, um die Wehenschmerzen kontrollieren zu können. Sie nahm an, dass ich empfänglich für diese Idee war und erklärte, dass sie bei ehemaligen Patientinnen bereits Erfolg damit hatte. Ich war skeptisch, dachte aber daran, wie stark der Geist sein kann und stimmte zu, es mit Hypnose zu probieren. Es kann nicht schaden, es zu versuchen, dachte ich.
Hypnose
Die Hebamme machte das Licht aus, zog die Vorhänge zu und schaffte so eine ruhige Atmosphäre. Die Krankenschwestern erklärten sich damit einverstanden, das Zimmer eine Weile nicht zu betreten. Ich sollte die Augen schließen und langsam atmen, um mich zu entspannen. Sie wiederholte einige Sätze immer wieder in ruhiger Stimmlage. Ich sollte diese Sätze während der gesamten Wehe in meinem Kopf wiederholen und meine Augen dabei geschlossen halten. Außerdem sollte ich dabei auf meinen Atem achten. Der Plan bestand darin, mein Gehirn davon zu überzeugen, dass die Schmerzen dabei helfen würden, das Baby aus mir herauszupressen. Ich sollte mir jede Wehe so vorstellen, dass sie mein Baby ein Stück weiter in diese Welt bringen würde.
Zu Beginn und während jeder Wehe wiederholte ich die Sätze „Die Wehe hilft dabei, mein Baby auf die Welt zu bringen. Mein Körper nutzt diese Wehe als Werkzeug, um mein Baby auf die Welt zu bringen“ in meinem Kopf.
Der Schmerz wurde tatsächlich zu einem Werkzeug
Ich konzentrierte mich auf die Sätze und wiederholte sie pausenlos in meinem Kopf, bis die Wehe vorbei war. Dann sollte ich mich ausruhen, bis die nächste Wehe begann. Ich war verblüfft, als mein Gehirn den Schmerz verarbeitete und ihn tatsächlich eher als Zweck wahrnahm, der die Geburt voranbrachte als etwas, das mir bloß wehtat. Während der Hypnose spürte ich den extremen Schmerz nicht mehr, sondern nur noch leichte, erträgliche Schmerzen, die teilweise sogar ganz verschwanden.
Ich stellte mir die Wehe bildlich als ein Mittel vor, mit dem mein Baby auf die Welt gebracht werden konnte. Ich glaubte die Sätze und die Hypnose funktionierte etwa eineinhalb Stunden lang. So etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt. Ich hielt meine Augen die ganze Zeit geschlossen und ich spürte fast, wie etwas durch meinen Körper hindurchströmte. Es war total erstaunlich, unerwartet und ich kann gar nicht komplett beschreiben, wie ich mich dabei fühlte.
Die Hypnose funktionierte, solange ich diese Denkweise beibehielt und die Sätze still in meinem Kopf wiederholte, bis sie auf einmal nicht mehr funktionierte. Meine Gedanken entglitten mir und ich ließ die Außenwelt hinein. Ich konnte nicht mehr auf das Werkzeug zurückgreifen. Die Schmerzen waren mit voller Wucht wieder da und ich konnte diese Denkweise nicht wiedererlangen.
Ich betrachtete die Hypnose als erfolgreichen Teil der Geburt meines Sohns
Obwohl ich den Hypnosezustand verlor, fühlte ich dennoch einen momumentalen Erfolg darin, diesen eineinhalb Stunden aufrechterhalten zu haben. Ich hätte niemals gedacht, dass es möglich ist, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.
Als sich meine Wehen dann verzögerten und ich keinen Fortschritt mehr erzielte, erhielt ich Pitocin. Ich trank ein paar Schluck Saft, um Energie zu gewinnen. Da ich seit über 24 Stunden nichts gegessen hatte, war mein Energielevel sehr niedrig. Während des Pressens kam es zu einigen Rissen, doch um 21.51 Uhr war mein Baby da. Wir waren wie versteiert, als es nicht anfing zu schreien und die Hebamme es schnell zu einem Stubenwagen trug, an dem eine andere Krankenschwester stand. Als wir den ersten Schrei unseres Sohnes hörten, schrie ich vor lauter Erleichterung darüber, dass es ihm gut ging. Die Hebamme brachte ihn schnell zu uns zurück und erklärte, dass er Mekonium im Mund gehabt hatte, das sie sofort hatte absaugen müssen, damit er es nicht einatmete.
Unser Junge war endlich aus mir heraus und ein Teil unserer Welt. Ich war so stolz, da ich ihn ohne Epiduralanästhesie zur Welt gebracht hatte. Ich fühlte den Erfolg und kuschelte mit meinem Baby. Meine natürliche Geburt war Realität geworden und wir waren nun zu dritt.
Julie Hoag ist Ehefrau und Mutter von drei Söhnen. Sie ist freiberufliche Autorin und Bloggerin, die über die Freuden und die Schönheit der Mutterschaft, über Kinder, Familie, Haustiere und den Glauben schreibt.