Schwangere Frauen werden oft gewarnt, nicht pasteurisierte Lebensmittel, die Listerien enthalten könnten, von ihrem Speiseplan zu streichen. Warum aber stellt das Bakterium eine derartige Bedrohung in diesen neun Monaten dar? Unbehandelt können Listerien eine Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft sowie andere Komplikationen verursachen.
Das erste Schwangerschaftsdrittel ist die wichtigste Zeit für das Wachstum und die Entwicklung des Fötus, gleichzeitig handelt es ich dabei aber auch um die sensibelste Zeit. Mit so vielen Faktoren, die die Gesundheit der Schwangerschaft beeinflussen, kann es viele Gründe für eine Fehlgeburt geben. Auch wenn die Ursache nicht immer bekannt ist, können entsprechende Untersuchungen Aufschluss über die Ursachen geben.
In einigen Fällen können Listerien für eine Fehl- oder Totgeburt sorgen. Indem verstanden wird, worum es sich bei diesen Bakterien handelt, und wie sich eine Ansteckung vemeiden lässt, kann das Risiko für derartige Komplikationen reduziert werden.
Was sind Listerien?
Listeria Monocytogenes ist eine pathogene Bakterienart, die über bestimmte kontaminierte Lebensmittel übertragen werden kann. Wenn eine Ansteckung erfolgt ist, spricht man von Listeriose. Besonders für jene, deren Immunsystem geschwächt ist sowie für Schwangere, besteht ein erhöhtes Ansteckungsrisiko.
Listerien können sich in Fleisch, Geflügel, Fisch, Meeresfrüchten sowie in Rohwurst- und Rohmilchprodukten befinden. Erst beim Kochen (bei einer Temperatur von über 65 Grad) werden die Bakterien abgetötet. Zusätzlich können Listerien auch in Obst und rohem Gemüse enthalten sein. Das Bakterium kann das Immunsystem angreifen und das ungeborene Kind während der Schwangerschaft über die Plazenta erreichen. Zudem kann eine Ansteckung über den direkten Kontakt mit infizierten Menschen und Tieren erfolgen.
Listerien in der Frühschwangerschaft
Mit dem Wissen, dass es sich bei Listerien um ein pathogenes Bakterium handelt, das die Plazenta infizieren kann, ist es wichtig, zu verstehen, welche Auswirkungen sich dadurch auf das erste Schwangerschaftsdrittel ergeben können. Wenn sich eine Schwangere mit Listerien ansteckt, ist es möglich, dass das Immunsystem nicht alle bakteriellen Zellmembranen zerstört, bevor sie in die Plazenta einziehen. Wenn das passiert, kann sich das Listerienpathogen an die Plazenta anbringen und Mikroabszesse formen, wo es für die Dauer der Schwangerschaft bleibt, sollte keine Behandlung erfolgen.
Selbst nach der Behandlung der Erstinfektion besteht die Möglichkeit, dass diese Abszesse weiterhin das Bakterium beherbergen, was zu Doppelinfektionen führen kann. Eine Listeriose erhöht das Risiko für eine Fehlgeburt, vorzeitige Wehen sowie bestimmte Erkrankungen bei Babys nach der Geburt. Die Inkubationszeit kann bis zu 70 Tage betragen. Für eine entsprechende Diagnosestellung sind Laboruntersuchungen nötig. Listerien lassen sich in unterschiedlichen Körpersekreten wie Blut, Fruchtwasser, Stuhl, Hirnflüssigkeit oder Vaginalausfluss nachweisen. Die richtige Behandlung ist entscheidend, um eine gesunde Schwangerschaft sicherzustellen.
Listeriose-Symptome bei der Schwangeren:
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Muskelschmerzen
- Fieber und Schüttelfrost
- Übelkeit und Erbrechen, möglicherweise Durchfall
- Harnwegsinfektionen
- Vereinzelt Genickstarre und Krämpfe
In extremen Fällen endet eine Ansteckung mit Listerien mitunter tödlich. Im schlimmsten Fall kann es u einer schweren Blutvergiftung, Gehirnhautentzündung oder einer Enzephalitis kommen. Auch für den Säugling, der entweder über den Blutkreislauf der Mutter oder über den Geburtskanal infiziert wird, ergeben sich möglicherweise dramatische Auswirkungen.
Listeriose-Symptome beim Säugling:
- Hautauschlag
- Apathie
- Kampfanfälle
- Erbrechen
- Atemnot bishin zu Atemstillstand
Zu der schwersten Verlaufform zählt die septische Neugeborenen-Granulomatose (Störung des Immunsystems, die zum Tod führen kann). Beim Baby können Symptome entweder direkt nach der Entbindung (early-onset) oder bis zu vier Wochen später (late-onset) auftreten. Bei der early-onset Erkrankung leidet der Säugling häufig an einer Blutvergiftung, Meningitis und Lungenentzündung. Bei der late-onset-Infektion werden die Listerien meist erst während der Geburt auf das Kind übertragen. Hier kommt es in vielen Fällen zu einer Hirnhautentzündung. Die Sterblichkeitsrate ist bei einer late-onset-Infektion geringer.
Listeriose-Behandlung während der Schwangerschaft
Eine mögliche Listerien-Exposition während der Schwangerschaft wird von Medizinern sehr ernstgenommen und sofort behandelt. Abhängig von den jeweiligen Allergien, werden Listerien während der Schwangerschaft für gewöhnlich mit Antibiotika wie Penicillin, Amipicillin und Amoxicillin, meist in Kombination mit Gentamycin, behandelt. Laut Experten sollte die Therapie mindestens drei bis vier Wochen dauern. Je früher eine entsprechende Behandlung erfolgt, desto geringer ist die Gefahr, eine Fehlgeburt zu erleiden und das Baby mit Listeriose anzustecken.
Listeriose vorbeugen
Aufgrund der großen Gefahr, die eine Listerien-Ansteckung während der Schwangerschaft mit sich bringt, wird werdenden Müttern und jenen, die Nachwuchs planen, ans Herz gelegt, bestimmte Nahrungsmittel zu vermeiden. Indem rohe Lebensmittel gekocht werden bis sie gut durch sind, können Bakterien fast ganz eliminiert werden. Es ist daher wichtig, alle Arten von Fleisch gut zu erhitzen. Auf Rohmilchprodukte wie Käse sowie auf aufgeschnittene Fleisch- und Wurstwaren sowie geräucherten und rohen Fisch sollte hingegen ganz verzichtet werden.
Obst und Gemüse sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen, Salate am besten nur selbst zubereitet werden! Nach jedem Toilettengang und Tierkontakt sowie nach dem Hantieren mit Lebensmitteln sollten die Hände zudem gründlich gereinigt und saubere Handtücher benutzt werden. In Deutschland und der EU werden Lebensmittel regelmäßig stichprobenartig untersucht, da diese während ihrer gesamten Haltbarkeitsdauer nicht mehr als 100 Keime von Listeria monocytogenes enthalten dürfen. Auf diese Weise soll die Gesundheit der Verbraucher sichergestellt werden.