Gastautor: Dr. Linda Burke-Galloway, MD
Die meisten Frauen blicken der Geburt ihres Babys erwartungsvoll entgegen, doch niemand freut sich auf die Schmerzen, die damit verbunden sind. In den vergangenen Jahren hat die Beliebtheit von Wassergeburten stark zugenommen, da damit ein geringerer Bedarf an Schmerzmitteln assoziiert wird. Nicht so schnell, meinen sowohl Hebammen als auch Kinderärzte. Das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) und die American Academy of Pediatrics (AAP) haben hierzu eine Stellungnahme abgegeben (Committee Opinion #594 April 2014), die Geburten im Tauchgang („Wassergeburten”) nicht empfiehlt. Der Grund hierfür ist, dass es während der Pressphase zu Komplikationen kommen kann. Diese Phase ist auch als „Austreibungsphase” bekannt.
Warum ist das wichtig? Alleine in den USA gibt es 143 Geburtshäuser, in denen Wassergeburten möglich sind. Im Vereinigten Königreich sind inzwischen bereits 1 Prozent aller Geburten Wassergeburten. (Anmerkung: In Deutschland werden pro Jahr etwa 5.000 Kinder im Wasser entbunden). Einige Forschungsergebnisse legen nahe, dass diese Geburtsart sicher sei, Experten sehen dies jedoch anders, und geben zu bedenken, dass die Anzahl der untersuchten Frauen zu niedrig war, um seltene, aber potentiell gefährliche Folgen zu identifizieren.
Einige Frauen erleben während der Wassergeburt ein Gefühl des Wohlbefindens und der Kontrolle, erfahren weniger Stress, und es kommt seltener zu Rissen im Vaginalbereich. Laut der erwähnten Stellungnahme von ACOG und AAP gibt es jedoch keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Wassergeburten auch dem Baby guttun. Vielmehr gibt es Anhaltspunkte dafür, dass verstärkt Komplikationen auftreten können. Dazu zählen:
- Erhöhte Infektionsgefahr für Mutter und Baby, insbesondere nach dem Blasensprung (auch als „Platzen der Fruchtblase“ bekannt)
- Schwierigkeiten bei der Temperaturregulierung des Säuglings
- Erhöhtes Risiko, dass die Nabelschnur von der Plazenta reißt
- Ertrinken des Kindes oder ertrinkungssähnliche Zustände
- Krämpfe und Erstickungsgefahr des Kindes
- Ernsthafte Atmungsprobleme des Kindes
Sollten Frauen deshalb ganz auf Wassergeburten verzichten? Vermutlich nicht. Die Experten gehen davon aus, dass Frauen während der Wehenphase in der Badewanne bleiben können, solange sie NICHT pressen und das Baby unter Wasser zur Welt bringen. Sie raten zudem zu einer strikteren Protokollierung, einer Vorauswahl von Patientinnen, bei denen individuelle Risiken gegen eine Wassergeburt sprechen, und eine stärkere Infektionskontrolle.
Dr. Linda Burke-Galloway ist staatlich approbierte Ärztin mit 30-jähriger klinischer Erfahrung, Autorin eines Schwangerschaftsbuches und Bloggerin, die leidenschaftlich in ihrer Arbeit aufgeht, Menschen zu zeigen, wie sie die bestmögliche Behandlung erhalten. Sie ist Absolventin des City College of New York der Columbia University School of Social Work und der Boston University School of Medicine. Zudem verfügt sie über einen Abschluss in klinischer Informatik von der Johns Hopkins School of Medicine. Burke-Galloway ist zudem stolze Mutter von 2 großartigen Söhnen und Unterstützerin internationaler Adoptionen. Sie stammt ursprünglich aus Brooklyn, N.Y. und lebt mittlerweile in Florida.