Vielleicht haben Sie schon Menschen sagen hören, es sei schlecht für das Baby, es zu oft in den Arm zu nehmen, und auf jedes Schreien sofort zu reagieren, weil es dadurch zu sehr verwöhnt wird.
Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich: „Wie soll ich denn dieses wunderbare Geschöpf nicht in den Arm nehmen, wo ich doch so viel Zeit gebraucht habe, um es zur Welt zu bringen?“ Das ist der Gedanke, den viele frischgebackene Eltern haben.
Forschungen zeigen, dass Säuglinge die Welt durch Ihren Tastsinn wahrnehmen, was darauf hindeutet, dass es für die Entwicklung Ihres Babys enorm wichtig ist, es zu berühren und zu halten. Das führt uns allerdings zu einer anderen Frage: Kann man sein Kind überhaupt zu viel in den Arm nehmen? Die klare Antwort lautet nein, und wir werden uns jetzt näher ansehen, warum das so ist.
Die Kraft der Berührung
Eine Studie an über 125 Neugeborenen (sowohl Früh- als auch Normalgeburten), bei der die Gehirnreaktionen gemessen wurden, zeigt ganz klar, dass die frühesten Berührungserfahrungen gleich nach der Geburt, nachhaltigen Einfluss darauf haben, wie Kinder auf Berührungen reagieren, wenn sie aus dem Krankenhaus nach Hause kommen.
Direkter Hautkontakt mit den Eltern hilft dem Gehirn des Babys, auf sanfte Berührungen ähnlich zu reagieren, wie auf das Gefühl, das sie im Mutterleib hatten, sodass sie sich wohl und geborgen fühlen.
Berührungen sind das Fundament aller zwischenmenschlichen Interaktionen und der Entwicklung der sinnlichen Wahrnehmung im Gehirn des Säuglings. Von allen Sinneswahrnehmungen, die sich in unserem Körper entwickeln, bildet sich der Tastsinn am frühesten, und schafft so die Grundlage für die Wahrnehmung und kognitiven Fähigkeiten auf höherer Ebene. Durch sanfte Berührungen helfen Sie Ihrem Kind, diese Entwicklung in Zukunft erfolgreich fortzusetzen.
Warum bei Frühchen Berührungen besonders wichtig sind
Jedes Jahr kommen 15 Millionen Babys zu früh zur Welt, und die meisten verbringen die ersten Lebenswochen in einem Brutkasten. Kinder, die zu früh geboren werden, zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche, brauchen die Kraft des Körperkontakts umso mehr, um gesund heranzuwachsen.
Die Studie belegte, dass Frühgeburten eher als Normalgeborene dazu neigen, eine verminderte Gehirnreaktion auf sanfte Berührungen zu zeigen. Es stellte sich heraus, dass das Gehirn von Babys, die zu früh zur Welt gekommen waren, und sich aufgrund von Unterentwicklung schmerzhaften Eingriffen unterziehen mussten, später weniger auf sanfte Berührungen ansprach. Dies zeigte sich unabhängig von der Verabreichung von Schmerzmitteln oder Zucker, um den Kindern die Eingriffe zu erleichtern. Es kristallisierte sich heraus, dass sanfte Berührungen durch nichts wirklich ersetzt werden konnte.
Hatten die Babys im Brutkasten in den ersten Wochen nach der Geburt wiederum sanften Körperkontakt mit Ihren Eltern oder dem Pflegepersonal, stellte man fest, dass sie eine stärkere Hirnreaktion auf Berührungen zeigten. Dies war allerdings nur bei jenen Frühchen möglich, die man problemlos nach der Geburt kurz in den Arm nehmen konnte, und wenn sie keine schmerzhaften Eingriffe erleiden mussten.
Es zeigte sich, dass diese schmerzhaften Prozedere bei den Frühgeburten eine negative Assoziation mit Berührungserfahrungen herstellten, und auf diese Weise zu einer anderen Ausgangslage führten als bei Frühgeburten, die davon nicht betroffen waren.
Berührungen bei Normalgeburten
Studien haben ergeben, dass Normalgeburten, also Kinder, die zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblickten, und die oft in den Arm genommen, und nach der Geburt sanft berührt worden waren, eine stärkere Gehirnreaktion auf Berührungen zeigten als solche, bei denen dies nicht der Fall war. Zudem wurde festgestellt, dass ihre Gehirnreaktion auf Berührungen wesentlich stärker war als bei den Frühgeburten.
Verwöhnt man sein Baby, indem man es zu oft in den Arm nimmt?
Die Antwort lautet ganz klar: Nein! Sie können Ihr Baby in den ersten Lebensjahren unmöglich „verwöhnen“ oder es zu viel im Arm halten. Sie bringen Ihrem Sprössling den Unterschied zwischen „Vertrauen und Misstrauen“ bei. Das Kind lernt Ihnen zu vertrauen, und merkt, dass Sie und Ihre bessere Hälfte da sind, wenn es etwas braucht. Indem Sie auf die Zeichen und Bedürfnisse Ihres Babys reagieren, unterstützen Sie lediglich seine Hirnfunktion, und stärken sein Vertrauen in die Umwelt.
Wenn Sie Ihren Nachwuchs im Arm halten, ihn füttern und berühren, bevor er weint, schaffen Sie in seinem Denken die Gewissheit, dass man sich seiner Bedürfnisse annimmt, und er geliebt wird. Und das kann unmöglich etwas Schlechtes sein!