Wissenschaftler entdeckten einen Mechanismus, wonach Mäuse mit einem Nährstoffmangel in der Schwangerschaft ein größeres Risiko haben, Nachwuchs zu zeugen, der, wenn er ausgewachsen ist, Schizophrenie-ähnliche Symptome entwickelt. Die in der Translational Psychiatry erschienenen Forschungsergebnisse zeigen, dass das Schizophrenie-Risiko bei Kindern im Erwachsenenalter von Müttern erhöht ist, die sich während der Schwangerschaft falsch ernährten.
Was ist Schizophrenie?
Schizophrenie ist eine schwere und chronisch verlaufende psychische Erkrankung, die durch Störungen in den Bereichen Denken, Emotionen, Wahrnehmung und Verhalten gekennzeichnet ist. Menschen mit aktiver Schizophrenie können Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Antriebs- und Motivationsschwäche sowie mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Schwierigkeiten beim Denken entwickeln.
Bei den Betroffenen kann der Eindruck entstehen, dass sie den Kontakt zur Realität verloren haben, was sich unter anderem durch chaotisches Verhalten sowie seltsame Sprache und Schwierigkeiten bei der Verrichtung alltäglicher Tätigkeiten zeigt sowie bei ihrer Beziehung zur Umwelt und der Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Es gibt keine Heilung für Schizophrenie. Die Behandlung kann dabei helfen, die Symptome zu kontrollieren und bei vielen Menschen mit Schizophrenie kann sich das Befinden im Laufe der Zeit verbessern. Allerdings ist es eine Therapie auf Lebenszeit, die in der Mehrzahl der Fälle eine antipsychotische medikamentöse Behandlung, eine besondere Zuwendung zum Patienten und Psychotherapie beinhaltet.
Ungefähr 21 Millionen Menschen weltweit leiden unter Schizophrenie. Das entspricht rund 1 Prozent der Weltbevölkerung. Die Erkrankung manifestiert sich für gewöhnlich im späten Jugend- oder frühem Erwachsenenalter. Schizophrenie gilt als komplexe Erkrankung, die durch zahlreiche Faktoren verursacht wird, wobei auch genetische und umweltbedingte Einflüsse eine Rolle spielen. Die neueste Forschung gibt sogar Hinweise darauf, dass es sich um „eine Sammlung mehrerer Erkrankungen“ handeln könnte.
Verbindung zwischen Schizophrenie und Schwangerschaftsernährung
Eine wachsende Zahl an Forschungsarbeiten zeigt, dass eine abweichende Ernährung in wichtigen Entwicklungsphasen die Anfälligkeit für Erkrankungen erhöhen könnte, die sich dann im späteren Leben manifestieren. Um diese Theorie im Hinblick auf ihre Relevanz bei Schizophrenie zu untersuchen, analysierte ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Takeo Yoshikawa, inwieweit ein Mangel an der Omega-3-Fettsäure DHA und der Omega-5-Fettsäure AA und sogar Vitamin D die Genexpression jener Bereiche verändern könnte, die eine Rolle bei der Gehirnentwicklung vor der Geburt spielen.
Das Team wählte diese Fettsäuren, da Ergebnisse früherer Studien sie in Verbindung mit der Entwicklung von Schizophrenie gebracht hatten, und sie bekannt dafür sind, die Hirnentwicklung zu beeinflussen.
Im Verlauf der Studie wurden den schwangeren Mäusen diese beiden Fettsäuren in ihrer Ernährung vorenthalten. Die Forscher entdeckten, dass der Nachwuchs beim Heranwachsen Schizophrenie-ähnliche Symptome zeigte, darunter auch Antriebsschwäche, Gedächtnisstörungen und Depressionen.
Das Team stellte auch fest, dass die Mäuse ein weiteres Erkennungszeichen dieser Erkrankung aufwiesen, nämlich einen geschädigten frontalen Cortex. Dieser Teil des Gehirns erfüllt viele Funktionen, etwa soziale Kognition, Arbeitsgedächtnis, Entschlussfähigkeit, Planung, Aufmerksamkeit und Fehlererkennung. Durch das Vorenthalten von AA und DHA bei den schwangeren Mäusen zeigte der erwachsene Nachwuchs hunderte betroffener Gene, die eine Wirkung auf ihren präfrontalen Cortex hatten.
Insbesondere fanden die Forscher heraus, dass ein Entzug von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren die Expression jener Gene verringerte, von denen bekannt war, dass sie bei Menschen mit Schizophrenie herunterreguliert waren. Es scheint, dass dieser Ernährungsmangel die Wirkung dieser Gene verringerte, und zwar durch die Steigerung der DNA-Methylierung, welche die Gene „markiert.“
Forscher entdeckten eine mögliche neue Behandlung bei Schizophrenie
Die Forscher identifizierten nicht nur einfach einen wichtigen Risikofaktor für Schizophrenie. Sie betrieben auch Forschung darüber, wie der Schaden, der ,,in utero“ durch den Ernährungsmangel verursacht wurde, wieder rückgängig zu machen war. Sie entdeckten Folgendes: Gab man betroffenen Mäusen ein Medikament, das auf die nukleären Rezeptoren (auch Kernrezeptoren genannt) einwirkte, wurden die herunterregulierten Gene wieder heraufreguliert. Einige Aspekte des Schizophrenie-ähnlichen Verhaltens wurden zudem verringert.
Nachdem sie Haarfollikel von zwei Gruppen von Menschen mit Schizophrenie analysiert hatten, fanden sie zudem Hinweise darauf, dass dieselben nukleären Rezeptoren bei Menschen mit der Erkrankung heruntergeregelt werden.
Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass es hinreichende Beweise dafür gibt, dass eine medikamentöse Behandlung, die auf die nukleären Rezeptoren wirkt, eine vielversprechende neue Herangehensweise bei der Behandlung von Schizophrenie sein könnte. Sie sind der Ansicht, dass der nächste Schritt darin besteht, zu testen, wie wirksam Medikamente bei Menschen mit Schizophrenie sind, die auf die nukleären Rezeptoren abzielen.