Sobald Sie die Entbindung hinter sich haben, und wieder gut erholt sind, kann es ein schöner Moment sein, endlich wieder grünes Licht für Sport zu bekommen. Während Sie sich vielleicht gleich wieder in Ihr gewohntes Training stürzen möchten, sollten Sie nicht die harte Heilungsarbeit vergessen, die Ihr Körper gerade erst hinter sich hat. Bei manchen Frauen kommt es infolge der Schwangerschaft zu einer Rektusdiastase. Sollten Sie feststellen, dass Sie Ihr Schwangerschaftsgewicht überall abbauen, außer am Bauch, kann es sein, dass dieser Zustand bei Ihnen vorliegt.
Was versteht man unter Rektusdiastase?
Rektusdiastase nach der Schwangerschaft ist keine Seltenheit, da bei einigen Frauen die Muskeln nicht auf ihre Ausgangsgröße zurückschrumpfen. Sie kommt bei zwei Dritteln aller schwangeren Frauen vor. “Rektusdiastase” bedeutet, dass Ihr Magen hervorsteht, da sich der Zwischenraum zwischen Ihrem linken und rechten Bauchmuskel geweitet hat. Das Wort „Diastase“ bedeutet hier Trennung, während sich das Wort „Rektus“ auf den Bauchmuskel bezieht, der in seinem Fachausdruck als „rectus abdominis“ bezeichnet wird.
Aufgrund der Hormone während der Schwangerschaft lockern sich Ihre Muskeln, um Ihren wachsenden Bauch zu unterstützen und Ihre Dehnung der Haut und der Knochentrennung zu kompensieren. Eine Schwangerschaft kann dazu führen, dass sich Ihre Sixpack-Muskeln in zwei Hälften teilen.
Sollten Sie feststellen, dass sich Ihr Bauch auch noch acht Wochen nach der Entbindung nicht zurückgebildet hat, laufen Sie möglicherweise Gefahr, weitere gesundheitliche Probleme zu erleiden. So kann es zu Hüftschmerzen, Organvorfall in die Hüfte, sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen.
Wie kommt es dazu?
Ihre durch die Schwangerschaft angewachsene Gebärmutter dehnt die Muskeln im Bauchbereich auseinander. Dadurch kann der parallele Muskelstreifen, der normalerweise die charakteristische Waschbrettform unserer Bauchmuskeln ausmacht, ungewöhnlich stark gespreizt werden.
Wenn Sie Mehrlinge oder ein außergewöhnlich großes Kind zur Welt gebracht haben, ist die Wahrscheinlichkeit höher, eine Rektusdiastase zu erleiden. Dasselbe gilt, wenn Sie eher klein und zierlich gebaut sind, oder das 35. Lebensjahr bereits überschritten haben.
Wie man eine Rektusdiastase erkennt
Rektusdiastase kann zu offensichtlichen körperlichen Zuständen führen, wie z.B. einer Wölbung in der Mitte des Bauches, wo sich die Muskeln getrennt haben, oder eine merkliche Trennung kann zu spüren sein, wenn die Bauchmuskeln angespannt sind .Es kann zu einer Beule in der Mitte des Bauches kommen, an jener Stelle, wo sich die Muskeln auseinanderdehnen. Sie werden diese Dehnung möglicherweise gar nicht bemerken, außer, wenn sich Ihre Bauchmuskeln anspannen oder sie gedehnt werden, beispielsweise wenn Sie aufstehen oder sich hinlegen. Möglicherweise kommt es zu Schmerzen im unteren Rückenbereich, sodass es Ihnen schwerer fällt, schwere Gegenstände hochzuheben oder Ihren Alltag zu bewältigen. Darüber hinaus kann Rektusdiastase mit zusätzlichen Symptomen wie Rückenschmerzen, Blähungen, Fehlhaltung oder Verstopfung einhergehen. Zudem kann es zu beckenbodenbedingten Problemen wie Harninkontinenz kommen, daher ist es möglich, dass Sie etwas Wasser lassen müssen, wenn Sie niesen. Das ist während der Schwangerschaft etwas völlig normales, nicht aber nach der Entbindung.
Es ist auch wichtig, zu beachten, dass ein flacher Geburt nach der Geburt dennoch nicht bedeutet, dass die Rektusdiastase verschwunden ist. Umgekehrt müssen Frauen mit einem größeren Bauch nach der Entbindungn nicht zwangsläufig an einer Rektusdiastase leiden. Wichtig hierbei ist, dass die Muskeln funktionieren, nicht ihr Erscheinungsbild.
Unabhängig von den Symptomen oder der Magengröße nach der Geburt gibt es Möglichkeiten, um die Ablösung der Bauchmuskeln zu überprüfen. Um festzustellen, ob ein solcher Zustand vorliegt, oder um den Erholungsfortschritt der Rektusdiastase zu eruieren, befolgen Sie die folgenden Schritte:
1. Beginnen Sie, indem Sie sich in einer bequemen Position auf den Rücken legen und Ihre Knie in Richtung Himmel beugen, während Sie Ihre Füße flach auf den Boden stellen.
2. Legen Sie Ihre Finger flach auf die Mittellinie über dem Bauchnabel, und legen Sie Ihre andere Hand zur Unterstützung unter Ihren Kopf und Nacken.
3. Heben Sie langsam Ihren Kopf an und beginnen Sie, leichten Druck durch die Fingerkuppen auf Ihrer Mittellinie auszuüben.
Ohne Rektusdiastase entsteht beim Anheben des Kopfes das Gefühl einer straffen Bauchdecke. Wenn Sie jedoch eine Lücke spüren oder Ihre Finger einsinken, haben Sie wahrscheinlich eine Rektusdiastase, insbesondere, wenn Sie mehr als eine Fingerbreite Abstand spüren. Wiederholen Sie diesen Vorgang für die Bereiche direkt über Ihrem Bauchnabel bis zum Schambein, um festzustellen, ob die Rektusdiastase isoliert ist oder nicht.
Selbstest
Legen Sie sich flach hin, mit Ihren Fingern parallel zum Körper. Heben Sie dann Ihren Kopf an, und ertasten Sie zwei Dinge: Einerseits die Trennlinie zwischen den Waschbrettmuskeln, und die Spannung innerhalb des Bindegewebes. Wenn Sie mehr als zwei Finger zwischen Ihre Bauchmuskeln bekommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Rektusdiastase vorliegt.
Behandlung und Rückbildung
Wenn Sie von einer Rektusdiastase betroffen sind, sind Rehamaßnahmen die beste Möglichkeit, um den Bauch zurückzubilden. Bei der Reha sollte der Schwerpunkt darauf liegen, den Brustkorb oberhalb des Beckens zu stärken. Die Rehamaßnahmen bestehen hauptsächlich aus Atemübungen sowie Maßnahmen zur Haltungskorrektur. Sie alle zielen darauf ab, die Rumpfmuskeln zu dehnen und zu kräftigen.
- Keine Belastung. Wenn Sie Ihren Körper während der Reha belasten, machen Sie möglicherweise alles nur schlimmer. Das Heben schwerer Gegenstände oder das Tragen der Kinder sowie verstopfungsbedingtes Pressen können Ihre Bauchmuskulatur belasten. Je nachdem, wie groß die Spreizung ist, kann sogar bloßes Aufstehen und Hinsetzen bereits Ihre Muskeln belasten. Das liegt daran, dass Sie in beiden Fällen Ihr eigenes Körpergewicht stemmen müssen. Achten Sie darauf, sich nicht zu überlasten, und auszuruhen, wenn Ihr Körper Erholung braucht.
- Vorsicht beim Sport. Es ist wichtig, es nicht zu übertreiben, und Ihren Körper während der Reha nicht zu stark zu fordern. Einige Sportarten wie Sit-Ups, Liegestütze und Planks können die Spreizung verschlimmern. Schwimmen und einige Yoga-Positionen können der Rückbildung der Rektusdiastase ebenfalls entgegenwirken.
- Auf Bauchheilung konzentrieren. Studien zeigen, dass die Tupler-Technik eine gute Methode ist, um die Bauchmuskeln wieder in Form zu bringen. Diese Techniken werden ausgeführt, während ein Bauchgurt getragen wird, der die Bauchmuskeln schützt und zusammenhält.
- Zwerchfellatmung praktizieren. Atmen Sie tief ein, füllen Sie Ihren Bauch komplett, versuchen Sie dabei aber beim Einatmen Rippenbewegungen zu vermeiden. Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihren Bauch und Ihren Brustkorb öffnen, wie einen Regenschirm. Sobald Sie ausatmen, schließen Sie den Regenschirm, und ziehen den Bauch in Richtung Wirbelsäule ein. Wiederholen Sie diese Atemtechnik mindestens zehnmal.
- Hüftheben. Legen Sie sich mit angewinkelten Knien auf den Rücken. Versuchen Sie, Ihre Schultern auf den Boden und Ihr Körpergewicht in die Fersen zu drücken. Spannen Sie beim Ausatmen Ihre Gesäßmuskeln an, während Sie die Hüfte nach oben drücken. Halten Sie für einen Moment inne, und senken Sie die Hüfte dann wieder langsam.
- Katze-Kuh. Fangen Sie auf allen Vieren an, mit den Händen ausgestreckt unter den Schultern, und den Knien unter den Hüften. Sobald Sie einatmen, füllen Sie Ihren Bauch, und senken ihn in Richtung Boden, wobei Sie ein Hohlkreuz machen. Atmen Sie aus, indem Sie die Luft herausdrücken und Ihren Bauch heben, wobei das Kreuz in Richtung Decke geht. Gleichzeitig lassen Sie Ihren Kopf auf die Brust fallen. Wiederholen Sie die Bewegung langsam.
- Wirbelsäulengleichgewicht. Gehen Sie auf allen Vieren, und achten Sie darauf, dass Ihre Knie unter den Hüften sind, und Ihre Hände in die gleiche Richtung zeigen, wie Ihre Schultern. Halten Sie den unteren Teil Ihrer Bauchmuskeln an, und atmen Sie. Heben Sie anfangs je einen Arm und ein Bein gleichzeitig. Sobald Sie sich daran gewöhnt haben, einen Arm und ein Bein gleichzeitig zu heben, versuchen Sie, das jeweils andere Bein und den anderen Arm gleichzeitig zu heben. Versuchen Sie schließlich, kleine Stöße nach oben einzubauen.
- Beinheben und Zehensenken. Legen Sie sich auf den Rücken, mit angewinkelten Beinen und Füßen auf den Boden. Atmen Sie aus, wenn Sie ein Bein vom Boden abheben, und dann langsam und kontrolliert wieder senken, bevor Sie das Bein wechseln. Versuchen Sie, alles stabil zu halten, ziehen Sie Ihren Bauch die ganze Übung lang ein. Wenn Sie währenddessen irgendwie bemerken sollten, dass etwas drückt oder sich komisch anfühlt, stellen Sie sicher, dass Sie entspannt sind, und sich nicht hetzen. Sobald Ihnen das Beinheben gelingt, versuchen Sie, zusätzlich die Zehen zu senken. Beginnen Sie dabei wieder in der Ausgangsposition auf dem Rücken. Heben Sie die Beine und Füße an, und vom Boden weg. Senken Sie je einen Zeh gleichzeitig langsam zu Boden. Wiederholen Sie die Übung langsam. Achten Sie darauf, während der gesamten Übung richtig zu atmen.
Andere Behandlungsmethoden
Falls die Reha keine Wirkung zeigt, kann ein chirurgischer Eingriff ratsam sein. Eine Operation kann dabei helfen, die Diastase durch sogenannte Abodminoplastie bzw. Bauchdeckenstraffung zu beheben. Dabei wird der Chirurg die geschwächte Bruchpforte einfalten und zusammennähen.
Es ist auch möglich, eine Bauchspiegelung durchzuführen. Bei diesem Eingriff werden nur kleinere Schnitte vollzogen, anstatt eines einzigen großen. Beachten Sie, dass chirurgische Eingriffe immer potentiell Nebenwirkungen wie Narben und Infektionen nach sich ziehen können.
Nehmen Sie sich die Zeit, mit Ihrem Arzt über die Probleme zu sprechen. Sie sollten sich eventuell auch physiotherapeutische Hilfe holen, um sich bei der Wahl des geeigneten Trainingsprogramms beraten zu lassen.