Wenn es um die Geburt geht, können die Wehen entweder auf natürliche Art und Weise einsetzen oder müssen in manchen Fällen aufgrund verschiedener Ursachen künstlich eingeleitet werden. Manchmal setzten die Wehen nicht von selbst nach der 40. Schwangerschaftswoche ein, und der Geburtstermin ist bereits überschritten. Wenn die Fruchtblase geplatzt ist, die Wehen jedoch noch nicht begonnen haben, können Medikamente verabreicht werden, um Kontraktionen auszulösen. Weitere Gründe für die Einleitung der Geburt können sein: Infektionen der Gebärmutter, fetale Wachstumseinschränkung, Fruchtwassermangel, Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie, Plazentaablösung oder andere Erkrankungen.
Während die Einleitung der Wehen häufig als notwendig erachtet wird, bestehen hierbei einige Risiken. Daher sollten einige Faktoren beachtet werden, bevor eine Einleitung erfolgt. Ungeachtet der Ursache, gibt es zahlreiche Methoden, um die Wehen anzuregen: Von Sport über Medikamente bis hin zu natürlichen Verfahren.
Natürliche Methoden, um die Wehen einzuleiten
Sport
Nicht bei jeder Frau wirkt Sport, um die Wehen anzuregen, allerdings helfen effektive Übungen dem Körper dabei, sich auf die Geburt vorzubereiten, wie beispielsweise das Anheben des Beckens, Ausfallschritte, Spazierengehen oder Treppensteigen.
Um das Becken anzuheben, legen Sie sich mit angewinkelten Knien auf den Rücken, die Füße befinden sich auf dem Boden. Nun drücken Sie Ihren Rücken flach auf den Boden und heben das Becken gleichzeitig an. Ca. 10 Sekunden halten und langsam das Becken wieder senken.
Ausfallschritte werden so ausgeführt, indem Sie mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und mit einem Bein einen großen Schritt nach vorne machen. Für zusätzliche Stabilität können Ausfallschritte auch mithilfe einer Wand ausgeführt werden, an die man sich lehnt.
Sex
Es gibt viele Gründe, warum Sex Wehen einleiten kann. Einer davon ist, dass dadurch Oxytocin freisetzt wird, das dazu beitragen kann, Kontraktionen auszulösen. Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft ist sicher, allerdings sollte er nach dem Platzen der Fruchtblase vermieden werden, da sich sonst das Risiko für Infektionen erhöht.
Akupunktur/Akupressur
Sowohl Akupunktur als auch Akupressur können eine positive Rolle bei der Einleitung der Wehen spielen. Bei der Akupunktur kann Oxytocin im Körper freigesetzt werden. Viele Studien haben auch nachgewiesen, dass die wichtigsten Akupressur-Punkte Wehenschmerzen und Angstgefühle wirksam lindern können.
Natürliche Kräuter
Natürliche Kräuter können die Wehen wirksam einleiten, allerdings ist es wichtig, vor der Einnahme Rücksprache mit der Hebamme oder dem Arzt zu halten. Einige der gängigen, natürlichen Zutaten, die zur Einleitung der Wehen genutzt werden können, sind Rizinusöl, welches Darm und Gebärmutter stimuliert, um die erste Wehe auszulösen, Himbeerblätter, die als Stärkungsmittel für den Uterus dienen, sowie Lakritz, Herzgespann, Bockshornklee, Kümmel- und Thymiantee.
Medikamentöse Ansätze zur Einleitung der Wehen
Pitocin, eine synthetische Form von Oxytocin
Wenn die Wehen auf natürliche Weise ausgelöst werden, produziert der weibliche Körper das Hormon Oxytocin, um die Wehen anzuregen. Pitocin ist eine synthetische Form dieses Hormons, das dazu verwendet wird, die Gebärmutter zu Kontraktionen zu bewegen. Pitocin wird intravenös verabreicht, beginnend mit einer geringen Dosierung, welche schreitweise erhöht wird, bis regelmäßige Kontraktionen auftreten. Pitocin kann Wehen auslösen und auch Kontraktionen beschleunigen, die zum Stillstand gekommen sind.
Pitocin ist nicht risikofrei, da es zu unregelmäßigen und übermäßigen Kontraktionen führen kann. Diese können die Sauerstoffsättigung des Babys verringern und seinen Herzschlag verlangsamen. Wenn das geschieht, kann ein Kaiserschnitt erforderlich sein, um eine sichere Geburt zu gewährleisten. In seltenen Fällen ist ein Not-Kaiserschnitt nötig. Pitocin kann auch das Risiko für Blutungen nach der Entbindung erhöhen, da sich der Uterus nach der Geburt des Babys nicht zusammenzieht.
Prostaglandine bzw. Zäpfchen
Prostaglandine werden zur Einleitung der Geburt eingesetzt. Dabei handelt es sich um Zäpfchen, die typischerweise abends in die Vagina eingeführt werden, damit am nächsten Morgen die Wehen beginnen. Diese Methode wird oft zur Weheneinleitung vor der Gabe von Pitocin bzw. vor Anwendung eines Foley-Katheters durchgeführt, damit sich die Frau frei bewegen kann, ohne bereits zu einem frühen Zeitpunkt durch einen intravenösen Schlauch oder Maschinen behindert zu werden.
Foley-Katheter
Ein Foley-Katheter wird manchmal dazu verwendet, um zur Reifung des Gebärmutterhalses während der Geburtseinleitung beizutragen. Der leere Ballon wird in die Zervix eingeführt und dann langsam mit Kochsalzlösung gefüllt. Dies kann hilfreich sein, damit der Gebärmutterhals weich wird und sich erweitert. Diese Methode kommt üblicherweise vor der Gabe von Pitocin zum Einsatz, um Wehen auszulösen.
Eipollösung
Die Eipollösung ist eine gängige Methode zur Einleitung der Geburt und wird meistens beim Arzt durchgeführt. Sie kann aber auch vor der Einnahme von Medikamenten bzw. vor der Gabe von Prostaglandinen angewendet werden, um die Wehen anzuregen. Während dieses Vorgangs führt der Arzt einen Finger in den Gebärmutterhals und trennt die Fruchtblase manuell von der Zervix. Dies kann die natürliche Produktion von Prostaglandinen anregen und dazu beitragen, die Geburt einzuleiten. Dies ist typischerweise der erste Schritt, den ein Arzt oder eine Hebamme anwendet, um die Geburt einzuleiten. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sie in der Regel beim Arzt durchgeführt wird und keinerlei Medikamente erforderlich sind. Allerdings kann es dabei zu schwachen Krämpfen kommen, die ein wenig unangenehm sind. Im Vergleich zu anderen Verfahren, ist dieses relativ non-invasiv, kann jedoch im Hinblick auf die Wehenauslösung unzuverlässig sein.
Amniotomie (Fruchtblasenöffnung) zur Steuerung der Kontraktionen
Wenn die Fruchtblase platzt, werden vermehrt natürliche Prostaglandine ausgeschüttet, welche die Wehen beschleunigen können. Um die Regelmäßigkeit der Kontraktionen zu erhöhen, können die Membranen künstlich aufgebrochen werden. Dies erfolgt, indem ein steriler, dünner Kunststoffhaken in den Gebärmutterhals eingeführt wird. Der Haken wird gegen die Fruchtblase gerieben, bis er sie berührt und sie aufbricht. Neben der Produktion von Prostaglandinen, befindet sich der Kopf des Babys nun in der Nähe des Gebärmutterhalses. Mithilfe des Drucks, den der Kopf des Babys auslöst, führt dies zu stärker werdenden Kontraktionen, wodurch es schließlich zu einer Erweiterung der Zervix kommt.
Eine Amniotomie kann die Wehenzeiten um bis zu einer Stunde beschleunigen. Diese Methode erlaubt es auch, das Fruchtwasser auf Mekonium zu untersuchen. Das Auftreten von Mekonium im Fruchtwasser kann auf fetalen Distress hinweisen. Die künstliche Öffnung ermöglicht den Zugang zum Kopf des Babys. An dieser Stelle kann ein Herzschlagmonitor zur besseren Überwachung platziert werden.
Diese Vorgehensweise zur Weheneinleitung kann wirksam sein, allerdings ist auch eine Reihe von Risiken möglich, wenn die Membranen bereits vor Beginn der Wehen gebrochen waren. Wenn sich das Baby noch nicht vollständig in der richtigen Lage befindet, kann es sich in Steißlage bringen, was womöglich zu Komplikationen führt. Wenn der Schädel des Kindes nicht richtig liegt, kann sich die Nabelschnur um seinen Kopf wickeln. Dies ist ein medizinischer Notfall und würde einen Kaiserschnitt erforderlich machen, damit das Kind genug Sauerstoff erhält. Wenn die Membranen zerrissen sind, und die Wehen noch nicht begonnen haben, kann ein erhöhtes Infektionsrisiko bestehen, sollte die Geburt nicht innerhalb von 48 Stunden stattfinden.