Interstitielle Zystitis (oder Bladder Pain Syndrome, IC/BPS) bezeichnet eine chronische Entzündung der Blase. Sie unterscheidet sich von der häufiger vorkommenden Zystitis, die eine normale, durch Bakterien verursachte Harnwegsinfektion darstellt. Interstitielle Zystitis ist nicht heilbar. Sie kann für anhaltende Schmerzen im Bereich der Blase und Beckenregion sorgen. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Harnwegsinfektion kann sie nicht mit Antibiotika behandelt werden.
Betroffene Frauen, die ein Baby erwarten, haben häufig Bedenken, wie sich die Erkrankung auf die Schwangerschaft auswirkt.
Interstitielle Zystitis und mögliche Symptome
Frauen, die das 40. Lebensjahr bereits überschritten haben, leiden häufiger an einer IC. Die Symptome der Krankheit können dabei je nach Person schwanken. Manche Symptome können plötzlich auftreten, während andere verschwinden. Leider können diese Symptome auch jederzeit erneut auftreten.
Schmerzen, die mit IC verbunden sind, können leicht bis sehr heftig ausfallen und chronisch werden. Schmerzen und Druck in der Blasen- und Beckengegend gehören zu den häufigsten Symptomen. Zu den weiteren Beschwerden zählen u.a.:
- Starker Harndrang
- Häufiges Wasserlassen
- Ab- und Zunahme der Schmerzen bei gefüllter oder entleerter Blase
- Reizung, Vernarbung oder Steifheit der Blasenwand
- Blutungen durch Reizungen der Blasenwand (Glomerulationen)
- Geschwüre in der Blasenwand
- Schmerzen bei Geschlechtsverkehr oder sonstiger sexueller Betätigung
Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?
Aufgrund von anderen Erkrankungen, deren Symptome vielfach ähnlich sind, kann es schwierig sein, interstitielle Zystitis zu diagnostizieren. Normalerweise stellen Mediziner durch Ausschluss anderer möglicher Erkrankungen die Diagnose. Die folgenden Diagnosemittel kommen in Frage:
- Harnanalyse: eine Harnprobe wird auf Bakterien oder Blut im Urin, und auf Nierensteine untersucht.
- Urinkultur: Dabei wird die Urinprobe auf einen Nährboden gegeben, und auf Vorhandensein von Bakterien und Pilzen untersucht.
- Zystoskopie mit Hydrodistension: Dieser Test wird unter Vollnarkose durchgeführt. Der Arzt untersucht dabei die Blase direkt durch Einsatz eines kleinen, flexiblen Rohrs. Die Blase wird mit Wasser ausgedehnt, was dem Arzt eine bessere Möglichkeit zur Untersuchung auf Glomerulationen gibt, ein Symptom, dass bei 95 Prozent aller IC-Betroffenen vorliegt.
Ist eine Schwangerschaft bei interstitieller Zystitis unbedenklich?
Frauen, bei denen IC festgestellt wurde, haben oft die Sorge, ob sich die Erkrankung negativ auf die Schwangerschaft auswirkt. Tatsächlich können betroffene Frauen jedoch ganz normal schwanger werden und ein gesundes Kind zur Welt bringen.
1989 wurde eine Studie an 48 werdenden Müttern mit interstitieller Zystitis durchgeführt. Die Frauen wurden untersucht und nach der Schwere ihrer Symptome während der Schwangerschaft und nach der Entbindung befragt. Die Studien ergaben folgende Ergebnisse, auf Grundlage dreier Gruppen, die vor der Schwangerschaft an leichten, mittelschweren bis heftigen Symptomen litten:
- Die meisten Frauen erlebten mittelschwere Symptome, bevor sie schwanger wurden. Die Symptome nahmen während der Schwangerschaft leicht zu, erreichten im dritten Trimester ihren Gipfel, verschlimmerten sich aber nicht weiter.
- Frauen mit leichten IC-Symptomen vor der Schwangerschaft zeigten im Laufe der Schwangerschaft etwas heftigere Symptome.
- Frauen mit heftigen Symptomen vor der Schwangerschaft berichteten von einer Besserung der Symptome, außer im dritten Trimester.
Frauen mit interstitieller Zystitis, die einen Kinderwunsch hegen oder bereits schwanger sind, sollten viel Wasser trinken, um gut hydriert zu bleiben. Ebenso wichtig ist es, Verstopfung zu vermeiden, da sich dadurch die Symptome einer interstitiellen Zystitis verschlimmern können.
Einsatz von Medikamenten, um IC-Symptome in Schach zu halten
Es wird meist davon abgeraten, Medikamente einzusetzen, um die Symptome während der Schwangerschaft in Schach zu halten. Manche Präparate können sich negativ auf den Fötus auswirken, und zu Missbildungen führen. Auch wenn die genauen Auswirkungen nicht vollständig geklärt sind, sollten werdende Mütter achtsam sein, und mit ihrem Frauenarzt über die möglichen Behandlungsoptionen sprechen. Oft kann eine Ernährungsumstellung und/oder eine Physiotherapie hilfreich sein, um die Beschwerden zu lindern und den Beckenboden zu stärken.
Kann man sein Baby mit interstitieller Zystitis anstecken?
2001 wurden Vermutungen laut, dass interstitielle Zystitis möglicherweise vererbt werden kann. Eine Umfrage unter von interstitieller Zystitis betroffenen Amerikanerinnen ergab, dass rund 1,5 Prozent ihrer Familienmitglieder ebenfalls die Erkrankung entwickelten. Bei weiteren 12 Prozent aller Familienmitglieder wurde sie ebenfalls vermutet. Dies deutet darauf hin, dass möglicherweise ein erblicher Zusammenhang besteht.
Auch wenn es bis dato keine Heilung für die Erkrankung gibt, können bestimmte Maßnahmen getroffen werden, um die Beschwerden zu erleichtern, und eine gesunde Schwangerschaft zu fördern.