Ein niedriges Geburtsgewicht kann das Kind im späteren Leben auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Entwicklungsstörungen sind ebenso wahrscheinlicher, wie ein erhöhtes Risiko für Stoffwechsel- und Herzkreislauferkrankungen. Bestimmte Faktoren können sich auf das Geburtsgewicht auswirken. Dazu zählen z.B. Plazentafunktionsstörungen, chronische Erkrankungen der Mutter, aber auch eine negative Lebensweise in der Schwangerschaft, wie Alkohol- und Nikotinkonsum sowie eine schlechte Ernährung.
Niedriges Geburtsgewicht und Autismus-Risiko
Zusammenhänge zwischen niedrigem Geburtsgewicht und einer Reihe von motorischen und kognitiven Problemen sind seit längerem bekannt, tatsächlich haben Forschungen auch feststellt, dass Kinder mit geringem Geburtsgewicht auch einem erhöhten Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) unterliegen. Autismus-Forscher an der University of Pennsylvania School of Nursing haben einen Zusammenhang zwischen niedrigem Geburtsgewicht und Kindern mit diagnostiziertem Autismus gefunden und berichten, dass Frühgeborene fünfmal häufiger Autismus haben als Kinder, die mit normalem Gewicht geboren werden. Die Säuglinge wurden zwischen September 1984 und Juli 1987 in den Bezirken Middlesex, Monmouth und Ocean in New Jersey mit einem Geburtsgewicht von 500 bis 2000 Gramm oder maximal 2,2 kg geboren.
Niedriges Geburtsgewicht und Herzgesundheit
Kinder mit einem niedrigen Geburtsgewicht haben auch ein erhöhtes Risiko, Herzprobleme zu entwickeln. Während Wissenschaftler früher vorwiegend das Geburtgewicht zur Bewertung heranzogen, ist laut neueren Untersuchungen der PI oder BMI ein viel aussagekräftigeres Instrument.
Tatsächlich ist es das Verhältnis eines Neugeborenen – ein Maß, das sowohl das Geburtsgewicht als auch die Größte umfasst – das Ärzten am besten sagen kann, ob ein Kind mit einem erhöhten Risiko für spätere Herzprobleme geboren wird. Messungen, die als Ponderal Index oder PI bezeichnet werden, sowie der weit verbreitete Body-Mass-Index oder BMI, die sowohl Größe als auch Gewicht berücksichtigen, liefern wahrscheinlich einen genaueren Hinweis auf das Wachstum des Fötus und die Zukunft des Kindes. Der Ponderal-Index, auch Rohrer-Index genannt, ist eine Maßzahl zur Beurteilung des Körpergewichts (physikalisch korrekt der Körpermasse) in Relation zur Körpergröße, ähnlich dem Body-Mass-Index. Der BMI berücksichtigt die Länge, indem er das Geburtsgewicht durch die Geburtslänge hoch 2 dividiert, während der PI der Länge noch mehr Bedeutung beimisst, indem er die Dreierpotenz verwendet. Forschungen am Medical College of Georgia und Children’s Hospital of Georgia an der Augusta Universität zeigen, dass ein niedriger PI oder niedriger BMI bei der Geburt, ähnlich wie ein hoher Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck, als Risiko betrachtet werden sollte, das Aufmerksamkeit und Intervention erfordert.
Ponderal Index und BMI: genauere Instrumente zur Bestimmung der Herzentwicklung
Es ist bekannt, dass das perinatale Wachstum – das von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird, von der Genetik bis zu Umweltfaktoren wie der Gesundheit der Mutter und Gewohnheiten wie Rauchen, Ernährung und Schwangerschaftsdiabetes – wichtige Auswirkungen auf die Herzentwicklung hat. Forscher stellten die Hypothese auf, dass der PI oder BMI eines Babys bei der Geburt einen viel besseren Indikator für die Herzentwicklung und zukünftige Funktion liefern würde als das Geburtsgewicht alleine. Sie fanden in einer Gruppe von 379 gesunden Jugendlichen heraus, dass ein niedriger PI – bei dem die Zunahme von Größe und Gewicht während der Entwicklung nicht synchron ist – am stärksten mit einer Zunahme der Größe der Pumpkammer des Herzens verbunden war, der linken Herzkammer, die als Risiko für zukünftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Faktoren, die das fötale Wachstum beeinflussen, auch die Herzentwicklung verändern können, Veränderungen, die einen dauerhaften, negativen Einfluss auf die Herzfunktion und die kardiovaskuläre Gesundheit als Erwachsene haben können.
Für diese Studie untersuchten die Forscher 379 gesunde schwarze und weiße Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren aus der Gegend von Augusta, Georgia. Die Eltern gaben das Geburtsgewicht und die Größe ihrer Kinder an, die von den Forschern zur Berechnung eines BMI und PI verwendet wurden. Die zweidimensionale Echokardiographie wurde verwendet, um den linken Ventrikel der Kinder nichtinvasiv auf verräterische Anzeichen einer Hypertrophie wie eine Verdickung der Wände und weniger herausgepumptes Blut zu untersuchen.
Dann untersuchten sie in einer scheinbar ersten Studie die Zusammenhänge zwischen Geburtsgewicht und Geburts-BMI und -PI sowie die Struktur und Funktion der linken Herzkammer bei den Kindern. Es wurden auch andere Messungen durchgeführt, wie die Tanner-Skala, die sich genauer mit der Pubertätsentwicklung befasst. Die Forscher bewerteten auch Faktoren wie den sozioökonomischen Status und körperliche Aktivität. Zum Zeitprunkt der Nachuntersuchung litten 25 Prozent der Jugendlichen an Übergewicht oder Fettleibigkeit. Es wurde zudem eine etwa 40%ige Zunahme der viszeralen Adipositas festgestellt. Dabei handelt es sich um Fett rund um den Bauch und die Organe in der Bauchhöhle, das als besonders ungesund gilt. Diese Kinder hatten auch viel wahrscheinlicher einen höheren systolischen Blutdruck. Labortierstudien zeigen, dass die Herzmasse hauptsächlich bei der Geburt bestimmt wird und die Produktion von Herzzellen oder Kardiomyozyten, aus denen das Herz besteht, nach der Geburt schnell abnimmt, so dass sich die Herzzellen, mit denen Sie geboren werden, vergrößern müssen, um größer zu werden, was als Hypertrophie bezeichnet wird. Eine Vergrößerung des linken Ventrikels resultiert typischerweise daraus, dass das Herz zu hart gegen beispielsweise hohen Druck in den Blutgefäßen arbeiten muss, und kann zu Herzversagen führen.
Auch erhöhtes Diabetes-Risiko
Das Risiko für andere chronische Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes wurde ebenfalls mit niedrigem Geburtsgewicht in Verbindung gebracht. Studien zeigen, dass Menschen, die mit einem Gewicht von 2 kg oder weniger geboren werden, als Erwachsene einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes ausgesetzt sind. Forschungen bestätigen nicht nur dieses Risiko in einer Stichprobe von mehr als 3.000 Frauen, sondern zeigt auch den relativen Vorhersagewert verschiedener Biomarker und gibt Ärzten potenzielle neue Werkzeuge zum Verständnis des individuellen Risikos bei Frauen mit niedrigem Geburtsgewicht. Die in der Zeitschrift Diabetologia veröffentlichte Studie stützte sich auf die detaillierten Krankenakten von Teilnehmerinnen der Women’s Health Initiative, einer umfangreichen Studie, die vom National Heart Lung and Blood Institute unterstützt wurde. Das Team konzentrierte sich auf 1.259 Frauen, die Typ-2-Diabetes entwickelten, und 1.790 ansonsten ähnliche Frauen, die nicht erkrankten. Insgesamt zeigten die Daten, dass ein niedriges Geburtsgewicht (weniger als 2 kg) ein 2,15-mal höheres Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Frauen bedeutet, die mit 3 bis 4 kg geboren wurden. Die Studie untersuchte auch den in Prozent gemessenen relativen Vorhersagewert verschiedener leicht messbarer Biomarker. Darunter trug die Insulinresistenz am stärksten bei (47 Prozent), was nicht verwunderlich ist, da die Insulinresistenz eine Kernkomponente von Diabetes ist.
Trotz dieser Ergebnisse scheint jedoch das das Herz-Kreislauf-System laut Forschern besonders vom perinatalen Wachstum betroffen zu sein. Tatsächlich hat das Herz des Babys in der fünften Woche begonnen, sich zu entwickeln, und während dieser kritischen Entwicklungsphase ist das Kind am stärksten von Geburtsfehlern bedroht, die auf Faktoren wie Alkoholkonsum der Mutter und einige Medikamente zurückzuführen sind. Diese Forschungen unterstreichen, wie wichtig ein gesunder Lebensstil in der Schwangerschaft ist, um ein geringes Geburtsgewicht zu verhindern.