Die Geburt eines neuen Babys ist ein Grund zum Feiern. Aufregung, Angst und Sorgen können jedoch auch depressive Gefühle hervorrufen. Eine postnatale Depression (auch postpartale Depression genannt) unterscheidet sich vom „Baby Blues“, der hauptsächlich durch Hormonveränderungen und Schlafmangel ausgelöst wird. Die postnatale Depression ist eine ernste Erkrankung, die Monate andauern kann und auch nach Fehl- oder Totgeburten auftritt.
Betroffene Frauen berichten von Gefühlen tiefer Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit. Diese Empfindungen können die Verbindung zwischen Mutter und Baby in dieser äußerst wichtigen Lebensphase beeinträchtigen. Wenn die Depression zu stark wird, besteht die Möglichkeit, dass die Mutter eine postnatale Psychose entwickelt, eine gefährliche Situation für sie selbst und ihre Umgebung. Es ist daher für alle Beteiligten wichtig, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu verstehen, um entsprechende Heilung zu finden.
Die postnatale Depression und ihre Symptome
Wie bereits erwähnt, kann eine postnatale Depression anfangs als „Baby Blues“ auftreten. Wenn die Symptome jedoch länger anhalten, und stärker werden, beeinträchtigen sie die Fähigkeit der Mutter, ihre täglichen Aufgaben zu erledigen. Laut der amerikanischen Mayo Clinic beinhalten diese Symptome:
- Appetitverlust
- Schlaflosigkeit
- Starke Reizbarkeit und Wut
- Überwältigende Müdigkeit
- Verminderte Lust auf Sex
- Verminderte Lebensfreude
- Scham-, Schuld- oder Unzulänglichkeitsgefühle
- Starke Stimmungsschwankungen
- Geringeres Verbundenheitsgefühl mit dem Baby
- Rückzug von Familie und/oder Freunden
- Gedanken, sich oder andere zu verletzen
Diese Gefühle der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit treten Tag für Tag auf, da die Betroffene jedes Interesse an ihren täglichen Aktivitäten verloren hat. Wenn dieser Zustand länger als zwei Wochen anhält, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine postnatale Depression. Es wird immer schwieriger für die Mutter sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen, weswegen sie wahrscheinlich von selbst keine Hilfe sucht. Wenn die postnatale Depression nicht behandelt wird, kann sie sich zu einer postnatalen Psychose entwickeln. Laut der amerikanischen Mayo Clinic beinhalten die Symptome einer Psychose:
- Verwirrung und/oder Orientierungslosigkeit
- Halluzinationen und/oder Wahnvorstellungen
- Paranoia
- Versuche, sich oder das Baby zu verletzen
Wenn eines dieser Symptome auftritt, ist umgehend ärztliche Hilfe zu suchen.
Ursachen und Risikofaktoren
Es gibt keine Einzelursache für eine postnatale Depression. Sie entsteht aus einer Kombination der plötzlichen hormonellen Veränderungen nach der Entbindung und weiteren physischen und emotionalen Veränderungen. Veränderungen des Blutdrucks, der Blutdicke, des Stoffwechsels und des Lebensstils schaffen einen Zustand, den die Frau zuvor nicht bewältigen musste, auch, wenn dies nicht ihre erste Geburt war. Es gibt zudem Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die frisch gebackene Mutter eine postnatale Depression entwickelt. So sind jene, in deren Familiengeschichte Depressionskrankheiten oder bipolare Störungen auftraten oder die selbst schon davon betroffen waren, eher gefährdet an einer postnatalen Depression zu erkranken. Stressreiche Lebensereignisse wie Umzüge, finanzielle Schwierigkeiten, Schwangerschaftsprobleme und ein Mangel an Unterstützung können die Wahrscheinlichkeit für eine postnatale Depression nach der Geburt zusätzlich erhöhen.
Behandlungsmöglichkeiten
Für Betroffene ist es entscheidend, dass sie Hilfe suchen, wenn sie eine postnatale Depression erleben, damit sie bei der Genesung die nötige Unterstützung erfahren. Während den Routine-Untersuchungen wird der Arzt nach dem persönlichen Befinden und den laufenden Aktivitäten fragen, um besser einschätzen zu können, wie die Frau mit den Veränderungen in ihrem Leben zurechtkommt. Der Arzt wird womöglich auch Bluttests durchführen, wie z.B. eine Schilddrüsenuntersuchung, um sicherzugehen, dass diese richtig eingestellt ist. Sobald die Diagnose steht, wird eine speziell auf die Mutter abgestimmte Therapie erstellt. Die Behandlung kann verschiedene therapeutische Maßnahmen, wie eine Gesprächstherapie und Medikamente beinhalten. Viele Berater und Therapeuten halten Gruppensitzungen für neue Mütter ab, bieten jedoch auch private Hausbesuche an. Diese Sitzungen können, wenn nötig, auch andere Familienmitglieder miteinbeziehen. Für jene, die keine Medikamente nehmen möchten oder in Fällen, in denen die Depession nicht so starkt ausgeprägt ist, kann eine Therapie eine gute Möglichkeit darstellen, um Gefühle richtig zu bewältigen.
Wenn Medikamente zur Behandlung eingesetzt werden, werden am häufigsten Antidepressiva verschrieben, da sie eine Depression nachweislich verbessern. Diese werden oft für einen bestimmten Zeitraum verabreicht, so lange, bis sich die Betroffene wieder in der Lage fühlt, Stress und Angstgefühle alleine zu bewältigen. Wichtig ist jedoch, mögliche Nebenwirkungen, die sich unter Umständen ergeben, und die auch Auswirkungen auf die Muttermilch haben könnten, mit dem Arzt zu besprechen sowie die Vor-und Nachteile bestimmter Präparate abzuklären. Nach der Geburt sollte speziell auf die Gefühle und Handlungen der frisch gebackenen Mutter geachtet werden. Eine Frau, die sowohl körperlich als auch emotional gesund ist, ist besser in der Lage, sich realistische Erwartungen im Hinblick auf das Leben mit einem Neugeborenen zu machen. Es ist zwar wichtig, dass sie sich nicht isoliert, nach der Geburt sollte sie jedoch auch etwas Zeit für sich selbst haben. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie und ihre Familie positiv bleiben.