Der Begriff Babyblues wurde bislang nur mit Frauen in Verbindung gebracht, schließlich leidet jede dritte Frau nach der Geburt an Depressionen, aber auch Männer können in dieser Zeit von einem Stimmungstief in erheblichem Ausmaß betroffen sein. Studien belegen, dass jeder 10. Vater nach der Geburt des Kindes mit einer postpartalen Depression zu kämpfen hat, die besonders in den ersten drei bis sechs Monaten nach der Entbindung auftritt. Während ein Babyblues nach kurzer Zeit wieder von selbst verschwindet, hält die postpartale Depression an, und erfordert meist eine entsprechende Behandlung. Bei Männern, deren Partnerin eine postpartale Depression erlebt, ist das Risiko größer, ebenfalls daran zu erkranken.
Ursachen einer postpartalen Depression beim Mann
Wird ein Kind geboren, stellt es das Leben der Eltern auf den Kopf. Nichts ist mehr so wie es war. Diese Veränderungen verursachen nicht immer nur positive Gefühle; Ängste und Zweifel sowie permanente Überforderung können bei Männern und Frauen ein emotionales Tief auslösen. Viele Männer haben Angst, ihre Freiheit nach der Geburt des Babys zu verlieren. Die Tatsache, von nun an Vater und für ein anderes Lebewesen verantwortlich zu sein, kann verunsichern. Dazu kommen Faktoren wie permanenter Schlafmangel und finanzielle Ängste, da der Mann in der Regel weiterhin seinem Job nachgeht, und die Familie ernährt, während die Frau zu Hause für den Nachwuchs sorgt. Nicht wenige fühlen sich von ihrer Partnerin vernachlässigt, da diese meist ihre komplette Aufmerksamkeit dem Baby schenkt, und die Bedürfnisse des Mannes in dieser herausfordernden Zeit wenig berücksichtigt. Gerade in dieser Phase gehen viele Beziehungen in die Brüche.
Wie äußert sich eine postpartale Depression beim Mann?
Während sich Frauen, die unter einer postpartalen Depression leiden, oft antriebslos, niedergeschlagen und müde fühlen, weisen Männer unterschiedliche Symptome auf. Oft flüchten sie sich in andere Aktivitäten wie exzessivem Sport oder konsumieren verstärkt Nikotin oder Alkohol. Zudem neigen sie häufiger zu Gereiztheit, aufbrausendem Verhalten, Aggressivität und sogar zu Gewalttätigkeit. Viele Männer denken in dieser Zeit auch ans Fremdgehen.
Australische Studie
Ein Wissenschaftlerteam rund um Jan Nicholson, Forschungsleiterin des Instituts Parenting Research Centre in Melbourne stellte fest, dass fast zehn Prozent aller Männer im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes von einem Baby-Blues betroffen sind. Die Forscher führten eine Studie durch, in der das psychische Befinden von 3.471 Männern untersucht wurde, deren Kinder im Alter von 0 bis fünf Jahre waren. Diese Männer wurden mit der Psyche der „allgemeinen erwachsenen männlichen Bevölkerung“ verglichen.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass unter jungen Männern, die Rate jener, die diese Probleme haben, 40 Prozent höher ist, als unter Männern allgemein. Nicholson und ihr Team gaben außerdem an, dass postpartale Depressionen im schlimmsten Fall bis ins frühe Kindesalter andauern können. Männer berichteten zudem öfter von Stress-Symptomen (9,7 Prozent) als Frauen (9,4 Prozent). Die Forscherin betont, dass diese Studienergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass auch Männer Unterstützung nach der Geburt des Babys erfahren.
Wege aus der postpartalen Depression
Während Frauen meist offener sind und über ihre Sorgen sprechen möchten, neigen Männer dazu, diese mit sich selbst auszumachen. Dadurch werden psychische Probleme aber noch größer. Wichtig ist daher, dass sich Männer nicht verschließen, sondern mit ihrer Partnerin über ihr Befinden sprechen. Außerdem ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich auch Väter in der ersten Zeit nach der Geburt um den Nachwuchs kümmern und nicht alles der Frau überlassen. Eine enge Beziehung zu seinem eigenen Kind aufzubauen, stärkt die emotionale Bindung. Aber auch die Paarzeit sollte nicht vernachlässigt werden.
Eltern sollten sich nicht nur ausschließlich um den Nachwuchs kümmern, sondern auch Zeit für sich selbst und als Paar nehmen. Gemeinsame Aktivitäten zu zweit beleben die Beziehung und helfen dabei, wieder neue Kraft zu tanken. Daher sollten Sie sich nicht scheuen, ab und zu auch Familienmitglieder oder einen Babysitter einzuspannen, um sich Auszeiten zu schaffen. Auch spezielle Selbsthilfegruppen für Männer können wertvolle Unterstützung bieten. Sollten depressive Symptome jedoch über einen längeren Zeitraum andauern, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, der die nötigen Schritte zu einer effektiven Behandlung aufzeigen kann.