Eine neue Studie legt nahe, dass ein Zusammenhang zwischen dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) und Autismus besteht. So haben Kinder von Müttern mit PCOS ein um 59 Prozent erhöhtes Autismusrisiko. Die bahnbrechende Studie, die von Forschern am schwedischen Karolinska-Institut durchgeführt wurde, schlussfolgert, dass das Risiko bei Müttern, die unter PCOS leiden und zudem übergewichtig sind, noch höher liegt. Diese Funde basieren auf einer Untersuchung aller zwischen 1984 und 2007 in Schweden geborenen Kinder. Die Forscher verglichen das nationale Patientenregister von Kindern, bei denen Autismus diagnostiziert wurde, mit Müttern, die eine PCOS-Diagnose erhielten.
Was ist Autismus?
Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die in Deutschland vermutlich 15-40 Kinder von 10.000 betrifft. Eine Autismus-Spektrum-Störung tritt fünfmal häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Die Krankheit zeichnet sich durch Verhaltensstörungen sowie durch soziale und kommunikative Schwierigkeiten aus. Trotz dieser Hindernisse weisen etwa 46 Prozent jener Kinder mit Autismus eine durchschnittliche oder überdurchschnittliche Intelligenz auf.
Was ist PCOS?
Das polyzystische Ovarialsyndrom ist eine endokrine Störung, die ca. 5 bis 10 Prozent aller schwangeren Frauen betrifft. Die Symptome umfassen häufige Eierstockzysten, Akne, Gewichtszunahme, exzessives Haarwachstum, Menstruationsstörungen und Empfängnisschwierigkeiten. PCOS ist eine der häufigsten Ursachen für weibliche Unfruchtbarkeit.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen PCOS und Autismus?
Frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen Autismus und Androgen gezeigt, einem Sexualhormon, dem das Kind ausgesetzt ist. Obwohl dieses Hormon mit männlichen Merkmalen assoziiert wird, kommt es sowohl bei Männern als auch bei Frauen in unterschiedlicher Menge im Körper vor. Die Studie zeigte, dass Frauen mit PCOS deutlich mehr Androgen produzieren als Frauen ohne diese endokrine Störung. Übergewichtige Frauen mit PCOS stellen die höchsten Androgen-Werte während ihrer Schwangerschaft her. Forscher glauben, dass dieses Hormon durch die Plazenta transportiert wird und das Nervensystem und das Gehirn des Fötus beeinflusst. Sie geben jedoch an, dass noch weitere Studien nötig sind, um den genauen Zusammenhang zwischen PCOS und ASD zu erkennen.
Sollte ich mir Sorgen machen?
Ein um 59 Prozent erhöhtes Autismusrisiko klingt erschreckend, daher ist es wichtig, diese Zahl im richtigen Kontext zu verstehen. Forscher betonen, dass die Studie die relativen Risiken erforschte, die für eine Mutter bestehen, die unter PCOS leidet, ein Kind mit Autismus zu gebären, nicht die absoluten. Wenn man das absolute Risiko betrachtet, liegt dieses nur den Bruchteil eines Prozents höher als bei der allgemeinen Bevölkerung. Forscher merken daher auch an, dass Autismus auf eine Vielzahl anderer genetischer Faktoren und Umwelt-Einflüsse zurückgeführt werden kann. Jene Wissenschaftler, die diese Studie betrieben, hoffen, dass ihre Erkenntnisse das Bewusstsein von Frauen mit PCOS erweitern, statt ihnen Angst einzujagen.
Wenn Sie unter PCOS leiden und schwanger werden, könnte es hilfreich sein, vor und während der Schwangerschaft ein gesundes Gewicht aufrechtzuerhalten, da Übergewicht Ihren Androgen-Spiegel erhöhen kann. Indem Sie sich über ein erhöhtes Autismusrisiko bewusst sind, können Sie enger mit Ihrem Kinderarzt zusammenarbeiten und frühe Anzeichen und Symptome dieser Krankheit erkennen. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, eine Behandlung zeitgerecht zu beginnen, um die Langzeitprognose für Kinder mit Autismus zu verbessern.