Je älter eine Frau bei der Empfängnis ist, desto höher sind die Risiken für verschiedene Schwangerschaftskomplikationen. Diese bereits im Vorfeld zu kennen, ist wichtig, wenn es darum geht, die eigene Familienplanung in Angriff zu nehmen, da alle Faktoren berücksichtigt werden sollten.
Fortgeschrittenes Alter während der Schwangerschaft
Frauen entscheiden sich immer später für Nachwuchs. Im Durchschnitt sind Mütter bei der Geburt heute 10 Jahre älter als noch im Jahr 1970. Im Schnitt sind deutsche Frauen bei der Entbindung eines Babys 30,5 Jahre alt, wobei das Durchschnittsalter beim ersten Kind 2015 bei 29,6 lag. Gleichzeitig ist die Zahl der Teenagerschwangerschaften in den EU-Ländern zwischen 2001 und 2006 gesunken.
Das Alter, in dem Frauen Nachwuchs bekommen, geht seit Jahren kontinuierlich nach oben. Teilweise ist dies darauf zurückzuführen, dass Frauen heute später mit der Familienplanung beginnen. Der Grund dafür sind längere Ausbildungszeiten und der Wunsch nach Etablierung im Berufsleben sowie sich verändernde kulturelle Normen. Die Anzahl der Gebärenden, die älter als 35 sind, ist drastisch gestiegen und dieser Trend zieht sich fort. Speziell bei Frauen ab 40 verzeichnet sich ein sprunghafter Anstieg. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass im Jahr 1991 lediglich 0,8 Prozent der erstgeborenen Babys von Müttern entbunden wurden, die 40 oder älter waren. Im Jahr 2003 waren es bereits 3,9 Prozent. Heute hat jede vierte Mutter das 35. Lebensjahr schon überschritten.
Die Familienplanung kann mit fortgeschrittenem Alter zwar problematisch sein, insbesondere wenn es um eine erfolgreiche Emfängnis geht; viele Frauen können davon jedoch auch profitieren. Ältere Mütter sind meist besser finanziell abgesichert, emotional reifer und leben in stabileren Beziehungen. Außerdem tendieren sie häufiger dazu, ihren Nachwuchs zu stillen, wodurch sich zahlreiche gesundheitliche Vorteile ergeben. Nichtsdestotrotz: Je älter die Mutter ist (insbesondere ab dem 40. Lebensjahr), desto wahrscheinlicher treten während der Schwangerschaft Schwierigkeiten auf, mitunter auch gefährliche.
Komplikationen, die mit dem Alter einhergehen
Das fortgeschrittene Alter der Mutter kann viele verschiedene Probleme während der Geburt und der Wehen verursachen. Bei älteren Gebärenden steigt die Wahrscheinlichkeit für:
- Kaiserschnitte
- längere, schmerzhaftere Wehen
- Geburtsverzögerungen
- Steißgeburt
- Blutungen nach der Geburt
- Frühgeburten
- Harnwegsinfektionen in Verbindung mit Wehen
Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Auswirkungen auf die physiologischen Veränderungen im Körper einer älteren Mutter zurückzuführen sind. Forscher am King’s College London führten eine Untersuchung an Mäusen durch und entdeckten, dass sich mit steigendem Alter der Mutter, die Muskeln der Gebärmutter weniger zusammenziehen konnten. Dies lag teilweise an einem geringeren Mitochondrienniveau. Mitochondrien versorgen die Zellen der Gebärmutter mit Energie. Die Muskeln reagierten auch weniger auf Oxytocin, ein Hormon, das die Wehen während der Geburt anregt.
Weitere Schwangerschaftskomplikationen, die nicht mit den Wehen und der Geburt zusammenhängen, die aber bei älteren Müttern vermehrt auftreten, beinhalten ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Totgeburten und ein geringes Geburtsgewicht. Zudem steigt die Gefahr, dass das Baby an Down Syndrom erkrankt, dramatisch mit dem Alter der Mutter an. Trisomie 21 ist eine Chromonsomenstörung, die zu einer leichten bis mittelschweren geistigen Behinderung des Kindes führt. Zudem treten häufig Herzfehler, Sehstörungen und Verlust der Hörfähigkeit auf. Während die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Down Syndrom zu gebären, für eine 20-jährige Mutter bei 1 zu 1.600 liegt, beträgt die Wahrscheinlichkeit einer 45-jährigen schockierende 1 zu 30. Die Gefahr einer Fehlgeburt steigt ebenfalls mit dem Alter: Bis zum 30. Lebensjahr enden nur 10 Prozent aller Schwangerschaften in einer Fehlgeburt im ersten Trimester. Wenn das 35. Lebensjahr erreicht wurde, steigt die Gefahr massiv. Im Alter von 45 kommt ein Abgang bereits bei jeder zweiten Schwangerschaft vor.
Spielt auch das Alter des Vaters eine Rolle?
Schwangerschaftskomplikationen, die mit dem Alter einhergehen, werden hauptsächlich durch das Alter der Mutter bestimmt. Aber auch das Alter des Vaters kann etwas dazu beitragen. Studien zeigten, dass Kinder, deren Väter bei der Empfängnis das 40. Lebenjahr überschritten haben, ein erhöhtes Risiko für Autismus, Schizophrenie und seltene Geburtsfehler aufweisen. Das fortgeschrittene Alter des Vaters kann zudem die Gefahr für eine Fehlgeburt erhöhen. Dies wird auf durch das Alter verursachte DNA-Schäden der väterlichen Spermien zurückgeführt.
Die Entscheidung darüber, wann der richtige Zeitpunkt für Nachwuchs ist, hängt letztlich davon ab, wie wichtig ein stabiles Umfeld für Sie ist und inwieweit Sie mit den Risiken einer späten Schwangerschaft umgehen können. Obwohl das Gesamtrisiko für Geburtskomplikationen und gesundheitliche Beeinträchtigungen im fortgeschrittenen Alter relativ gering ausfällt (mit Ausnahme der Gefahr eines Down Syndroms), ist es immer noch höher, als wenn die Familienplanung in jüngeren Jahren erfolgt. Jedes Paar muss individuell entscheiden, wann der geeignete Moment gekommen ist. Zu warten, muss nicht generell falsch sein. Viele unterschiedliche Faktoren spielen eine Rolle, und diese gilt es, gründlich abzuwägen.