Wenn die Geburt nur mithilfe eines Kaiserschnitts möglich ist, fühlen sich manche Mütter eines ganz wesentlichen Augenblicks ihrer Schwangerschaft beraubt. Ein sanfter Kaiserschnitt kann in dieser Situation helfen.
Wann ist ein Kaiserschnitt nötig?
Manchmal ist ein Kaiserschnitt notwendig, wenn das Leben von Mutter oder Kind in Gefahr ist, es gibt aber auch Fälle, in denen die Wehen nicht vorangehen, weswegen diese Geburtsform angezeigt ist. In den USA ist ein Kaiserschnitt der häufigste chirurgische Eingriff – ein Drittel aller Babys werden auf diese Weise zur Welt gebracht. Auch in anderen Ländern wie Deutschland oder Österreich erblickt mittlerweile etwa jedes dritte Baby auf diese Weise das Licht der Welt. Die Geburt ist ein ganz wichtiger und entscheidender Moment in der Schwangerschaft. Während es immer mehr Frauen gibt, die sich einen geplanten Kaiserschnitt wünschen, sind andere wiederum niedergeschlagen, wenn dieser Eingriff erforderlich wird, da sie sich um das Erlebnis einer spontanen Entbindung betrogen fühlen.
Der traditionelle Kaiserschnitt
Der traditionelle Kaiserschnitt ist ein operativer Eingriff, bei dem Bauchdecke und Gebärmutter geöffnet werden. Dabei erfolgt ein etwa acht bis zwölf Zentimeter langer Schnitt, der quer am Unterbauch verläuft, um das Baby herauszuholen. Ein Tuch trennt den Operationsbereich ab und schafft auf diese Weise eine Barriere zwischen Gebärender und Ärzten. Sobald das Baby entbunden wurde, wird es in der Regel erstversorgt, bevor es der Mutter an die Brust gelegt wird. Diese Trennung kann mitunter etwas länger dauern und hängt auch davon ab, ob die Frau eine Vollnarkose bekommen hat oder nur eine örtliche Betäubung (z.B. durch Spinalanästhesie oder Epiduralanästhesie) und somit die Geburt bewusst miterlebt hat.
Die Misgav-Ladach-Technik („sanfter Kaiserschnitt“)
Ein schonenderes Verfahren im Vergleich zum klassischen Kaiserschnitt stellt für die Patientin die Misgav-Ladach-Technik dar. Bei dieser Methode wird weniger geschnitten, die Bauchdecke dafür an einigen Stellen gedehnt und gerissen. Dieses Verfahren bringt einige Vorteile mit sich. So hat die Frau etwa weniger Schmerzen nach der Operation und geringere Gewebsverletzungen, da kaum geschnitten wird. Der Kaierschnnitt dauert zudem kürzer und die Frau muss auch nicht so lange im Krankenhaus bleiben wie nach einer klassischen Schnittentbindung. Durch das Auseinanderreißen von tieferen Hautschichten soll das Gewebe geschont werden, um einen geringeren Blutverlust zu gewährleisten. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist die schnellere Heilung der Haut.
Kaisergeburt
Als Erfinder dieser Methode gilt der Engländer Nick Fisk, der den sanften Kaiserschnitt 2008 in Australien einführte. In England ist diese Form des Kaiserschnitts schon länger gang und gäbe. Auch in Deutschland wird dieses Verfahren seit 2012 etwa an der Berliner Charite´und in einigen anderen Geburtskliniken angeboten. Im Grunde läuft die Kaisergeburt wie eine herkömmliche Schnittentbindung ab, jedoch wird das Tuch, das Mutter und Baby trennt, für kurze Zeit entfernt. Die Eltern können auf diese Weise genau verfolgen, wie das Kind aus dem Bauch geholt wird und diesen Augenblick hautnah miterleben. Nachdem das Baby geboren wurde, wird es unmittelbar danach der Mutter an die Brust gelegt, während der Sichtschutz wieder gehoben wird, damit die Ärzte die Operation beenden können. Der Vater hat zudem die Möglichkeit, die Nabelschur zu durchtrennen. Fast wie bei einer natürlichen Entbindung, kann die Frau sogar etwas mitpressen.
Vorteile gegenüber dem klassischen Kaiserschnitt
Der Vorteil bei diesem Verfahren besteht darin, dass die Mutter-Kind-Bindung gestärkt wird, da die Frau sofort Blick-und Hautkontakt mit ihrem Kind hat. Dies geschieht vor allem dadurch, dass das Baby bereits im Mutterleib so gedreht wird, dass es der Mutter direkt ins Gesicht sehen kann, wenn es aus dem Bauch herausgeholt wird. Dadurch, dass sie die Geburt intensiver miterlebt, treten psychische Probleme wie Depressionen seltener auf. Auch Milchfluss und Rückbildung können beschleunigt werden. Babys, die mithilfe der Kaisergeburt entbunden wurden, sind laut einer Studie des Karolinska-Institutes in Schweden auch gesünder. Nicht nur, dass eine bessere Anpassung des Säuglings mit seiner Umwelt durch den Hautkontakt mit der Mutter erfolgt, es konnte zudem gezeigt werden, dass Babys, die eineinhalb Stunden Hautkontakt hatten, eine wesentlich höhere Körpertemperatur und höhere Bluzuckerwerte aufwiesen. Außerdem konnte festgestellt werden, dass diese Säuglinge nicht so oft weinten wie jene in der Kontrollgruppe, die neben der Mutter lagen und keinen Hautkontakt hatten. Auch wenn es kritische Stimmen zu diesem Verfahren gibt, die die Ansicht vertreten, dass der Kaiserschnitt dadurch als zu harmlos angesehen wird und die Tendenz zu noch mehr Schnittentbindungen steigen würden, entscheiden sich viele Frauen für diese Form des Kaiserschnitts, da er einer Spontangeburt näher kommt. Mögliche Ängste der werdenden Mutter, wie etwa einen blutigen Bauch zu sehen, sind hingegen unbegründet, da sie nur das Baby zu Gesicht bekommt. Auch eine erhöhte Infektionsgefahr ist nicht gegeben, da das Operationstuch nur kurz abgenommen wird.
Wann wird die Kaisergeburt durchgeführt und wann nicht?
Es gibt Fälle, in denen die Kaisergeburt nicht möglich ist. Wenn sich beispielsweise Komplikationen für Mutter oder Kind ergeben, wie sie bei jedem chirurgischen Eingriff der Fall sein könnte oder wenn die Patientin eine Vollnarkose statt einer Epiduralanästhesie bekommt, wird diese Form der Geburt nicht angewandt. Die Kaisergeburt ist bis jetzt noch nicht weit verbreitet, findet aber immer mehr Anklang. Sie stellt zwar keinen Ersatz für eine natürliche Vaginalgeburt dar, kann aber für viele Frauen eine Möglichkeit sein, den Kaiserschnitt bewusster zu erleben.