Was ist eine Geburtseinleitung?
Für gewöhnlich setzen bei einer Frau die Wehen auf natürliche Weise ab der 39. oder 40. Schwangerschaftswoche ein, in einigen Fällen kommt es jedoch nicht von alleine zu den Kontraktionen und die Geburt muss eingeleitet werden. Bei einer Einleitung wird die Geburt durch die Verabreichung von Medikamenten, durch eine bestimmte Technik oder eine Kombination aus beiden in Gang gesetzt. Auf diese Weise soll der Muttermund erweitert und schließlich Wehen ausgelöst werden.
Gründe für eine Geburtseinleitung
Eine Geburtseinleitung kann sinnvoll sein, wenn Mutter und Baby ernsthaft gefährdert sind oder wenn die Schwangere unter Diabetes, Bluthochdruck oder Präeklampsie leidet. Der häufigste Grund für eine Einleitung ist die Plazentainsuffizienz, bei der die Sauerstoffversorgung des Babys nicht gewährleiset ist. Wenn die Fruchtblase platzt, die Wehen jedoch in den folgenden 24-48 Stunden nicht einsetzen oder wenn bereits mehr als 42 Schwangerschaftswochen vergangen sind, kann eine Einleitung ebenfalls sinnvoll sein. Auch wenn es sich um eine Mehrlingssschwangerschaft handelt, kann eine natürliche Geburt manchmal vor dem Termin eingeleitet werden.
Wie funktioniert eine Geburtseinleitung?
Wenn die Geburt eingeleitet wird, werden Mutter und Kind für gewöhnlich engmaschig überwacht. Neben der Anwendung physischer Techniken werden häufig auch synthetische Hormone verabreicht, um die Geburt in Gang zu bringen. Wichtig ist, die einzelnen Methoden nicht nur zu kennen, sondern auch über mögliche Vorteile und Risiken Bescheid zu wissen.
Methoden und damit verbundene Risiken:
Zervixreifung
Die Reifung der Zervix ist ein Prozess, bei dem der Gebärmutterhals erweicht wird, um ihn auf die Geburt vorzubereiten. Dies kann auf unterschiedliche Arten erfolgen.
Prostaglandine
Um einen geschlossenenen Muttermund zu erweichen und zu öffnen, damit er sich auf die Geburt vorbereiten kann, wird häufig synthetisches Prostaglandin (Gewebshormone, die Wirkung auf den Muttermund haben) verwendet. Diese Hormone werden entweder vaginal als Gel, Zäpfchen oder als Tablette verabreicht. Damit soll der Muttermund weicher werden uns sich öffnen, damit das Baby vaginal geboren werden kann. Da die Hormone ihre Wirkung nicht gleich entfalten, sind oft mehrere Wiederholungen der Einleitung nötig. Mithilfe von Prostaglandinen kommt es entweder von selbst zu Kontraktionen, andernfalls muss auch weiterhin eine künstliche Anregung der Wehentätigkeit erfolgen.
Risiken:
Die Anwendung von Prostaglandinen kann zu fötalem Stess führen, wenn zu schnell starke Wehen hervorgerufen werden. Wenn dies geschieht, kann ein Notfall-Kaiserschnitt notwendig werden.
Ballonkatheter
Eine weitere Methode, mit der der Muttermund vorbereitet werden kann, ist die Verwendung eines Katheters mit einem aufblasbaren Ballon an einem Ende, der den Muttermund dehnen soll. Dabei werden vom Körper Prostaglandine ausgeschüttet, wodurch es zur Reifung des Muttermundes kommt. Dieser Katheter wird auch als Foley-Katheter bezeichnet. Diese Methode wird heutzutage jedoch nur noch selten angewandt.
Risiken:
Risiken, die durch die Nutzung eines Ballonkatheters entstehen, beinhalten Fieber, fötalen Stress, starke Schmerzen, Verletzungen durch Drehung des Babys und vaginale Blutungen.
Wehen einleiten
Eröffnung der Blase (Blasensprengung)
Diese Art der Einleitung wird nur noch selten angewandt. Wenn der Muttermund weich und geweitet ist, sodass der Kopf des Babys herausdringt, kann der Arzt die Fruchtblase mit einem Werkzeug zum Platzen bringen. Dabei erfolgt ein kleiner Riss oder ein winziges Loch in der Fruchtblase, wodurch es zum Austritt von Fruchtwasser kommt und schließlich zu Wehen. Eine Blasensprengung kann Wehen einleiten oder verstärken, wenn sie bereits begonnen haben.
Risiken:
Risiken, die mit der künstlichen Blasenöffnung verbunden sind, sind Nabelschnurvorfälle (ein lebensbedrohender Notfall für das Kind, bei dem die Nabelschnur in die Vagina rutscht), Infektionen und Verletzungen durch Drehung des Babys.
Verabreichung von synthetischem Oxytocin
Hierbei handelt es sich um die häufigste Art der Geburtseinleitung, die jedoch nur zum Einsatz kommt, wenn der Muttermund weich und schon leicht geöffnet ist. Oxytocin ist ein natürlich vom Körper produziertes Hormon, das die Wehen in der Gebärmutter auslöst. Bei einer Geburtseinleitung werden intravenös geringe Dosen von Pitocin, einem synthetischen Oxytocin, verabreicht, um Wehen einzuleiten oder zu verstärken.
Risiken:
Risiken in Bezug auf die Verwendung von Pitocin oder anderen synthetischen Oxytocinen sind fötaler Stress durch eine Hyper-Stimulation der Gebärmutter, postpartale Blutungen und ein niedriger Blutdruck.
Allgemeine Risiken bei Geburtseinleitungen:
- Erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Infektion von Mutter oder Baby
- Schmerzhaftere Wehen
- Ein Notfall-Kaiserschnitt tritt häufiger auf
- Gefahr einer Uterusruptur (Gebärmutteriss)
- Höheres Risiko für Saugglocken/Zangengeburt
- Tod des Babys (in seltenen Extremfällen oder in einer schlechten Geburtsumgebung)
Fragen, die Sie Ihrem Arzt/Ihrer Hebamme stellen sollten:
Wenn Sie sich dem Ende der Schwangerschaft nähern, ist es sinnvoll, sich auf potentielle Geburtsmethoden oder alternative Möglichkeiten vorzubereiten. Wenn Sie das Thema Geburtseinleitung mit Ihrem Arzt besprechen, sollten Sie einige Fragen beachten, um sich auf die Situation bestmöglich vorbereiten zu können.
- Erkundigen Sie sich nach den Risiken, insbesondere nach Ihrem individuellen. Jede Frau ist anders und daher unterschiedlichen Risiken ausgesetzt, die vom Alter, der Schwangerschaftsgeschichte, Krankheiten und anderen Faktoren abhängen.
- Wenn Ihr Arzt eine Geburtseinleitung empfiehlt, fragen Sie nach den genauen Gründen und welche Möglichkeiten, Ihnen zur Verfügung stehen.
- Wie lange wird das Prozedere etwa dauern?
- Werden Sie über Nacht in der Klinik bleiben müssen oder wird die Geburt morgens eingeleitet?
- Was sollten Sie mit ins Krankenhaus mitbringen?
- Welche Methoden zur Geburtseinleitung werden eingesetzt?
- Welche Möglichkeiten bestehen in Bezug auf die Schmerzbehandlung?
- Wenn Sie sich eine Geburtseinleitung wünschen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob diese Sinn macht
Natürliche Geburtseinleitung
Eine Alternative zur künstlichen Einleitung stellen natürliche Methoden dar. Nachfolgend einige Maßnahmen, die dabei helfen können, die Wehen anzuregen.
Geschlechtsverkehr
Sex kann auf natürliche Weise die Wehen anregen. Dies liegt an den im Sperma enthaltenen Prostaglandinen, die den Gebärmutterhals dabei unterstützen, sich zu dehnen. Vermeiden Sie jedoch Geschlechtsverkehr, wenn die Fruchtblase bereits geplatzt ist.
Bewegung
Auch durch Bewegung, kann eine Geburt in Gang gesetzt werden. Egal, ob Sie Yoga praktizieren, Spaziergänge machen oder einfach nur Treppen steigen: Mit ein bisschen Glück werden dadurch Wehen ausgelöst. Auch Tanzen, Schwimmen oder kreisende Bewegungen des Beckens können hilfreich sein. Dadurch kann das Kind seine optimale Position für den Geburtsbeginn finden. Es kommt zu einem stärkeren Druck auf das Becken, wodurch eine Ausschüttung des Hormons Oxytocin bewirkt wird, das in Folge die Wehen anregt.
Massage
Eine andere Option, um auf natürliche die Wehen anzuregen, sind Bauch- oder Fußreflexzonenmassagen, die eine entspannende Wirkung haben. Wird der Bauch mit kreisenden Bewegungen massiert, können dadurch möglicherweise Wehen ausgelöst werden. Dabei können duftende ätherische Öle hilfreich sein. Wichtig ist, dass Sie sich vor einer Anwendung von Ihrem Arzt oder einer Hebamme beraten lassen.
Akupunktur und Homöopathie
Eine weitere Möglichkeit, um Wehen zu begünstigen, ist das Setzen feiner Nadeln. Viele Hebammen können eine Zusatzausbildung als Akupunktur-Therapeutin vorweisen. Auch die Verabreichung von homöopatischen Globuli können die Wehen anregen. Wichtig ist, dass derartige Methoden nur nach Absprache mit einem Arzt oder einer Hebamme erfolgen.
Wehentee
Auch Kräuter und Gewürze wie Ingwer, Zimt und Nelken können zur Förderung der Wehen beitragen. Aus diesen Zutaten kann ein köstlicher Tee zubereitet werden. Trinken Sie zwei bis drei Tassen pro Tag und warten Sie, was passiert.
Baden
Ein warmes Bad ist nicht nur entspannend, es kann auch die Wehen anregen. Achten Sie jedoch darauf, dass das Wasser maximal 38 Grad hat, damit Ihr Kreislauf nicht belastet wird.
Stimulation der Brustwarzen
Unglaublich, aber wahr: Durch Reiben oder Massieren der Brustwarzen soll die Geburt in Gang gesetzt werden. Man geht davon aus, dass dabei das Horomon Oxytocin ausgeschüttet wird, das wehenanregende Wirkung hat. Auch beim Stillen wird das Hormon freigesetzt, wodurch Nachwehen entstehen und eine Rückbildung des Uterus unterstützt wird.
Wehencocktail
Der berühmte Wehencocktail gilt seit eh und je als natürlicher Geburttreiber. Er besteht aus einer Mischung aus Aprikosensaft, Rhizinusöl und Schnaps, er kann jedoch auch ohne Alkohol zubereitet werden. Schon nach ein paar Stunden soll dieses Getränk erste Wehen auslösen. Der Nachteil: Viele Frauen bekommen dadurch Magenkrämpfe oder Durchfall. Auf keinen Fall sollten Sie einen derartigen Wehencocktail zu sich nehmen, ohne vorher mit dem Arzt oder Ihrer Hebamme gesprochen zu haben!
Es gibt vielfältige Methoden, um eine Geburt einzuleiten. Unabhängig davon, ob dies auf natürliche oder künstliche Weise geschieht: Lassen Sie sich vorher auf jeden Fall immer von Ihrem Arzt und Ihrer Hebamme beraten!